Panorama

Auswärtiges Amt bleibt skeptisch Schweden droht verlängerte Reisewarnung

Schwedens freizügiger Umgang mit der Corona-Pandemie wird weltweit genau beobachtet. Doch nun haben die auf einen Höchstwert gestiegenen Ansteckungszahlen möglicherweise handfeste Folgen.

Eine Reisewarnung bleibt möglicherweise auch für Schweden über den 15. Juni hinaus bestehen. Das Auswärtige Amt weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass das EU-Land derzeit die "Pandemiekriterien" für eine Aufhebung der Warnung nicht erfülle. "Überschreitet ein Land die Neuinfiziertenzahl im Verhältnis zur Bevölkerung von weniger als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner kumulativ in den letzten 7 Tagen, bleibt die Reisewarnung bestehen oder wird wieder ausgesprochen. Dies gilt aktuell für Schweden", heißt es dort. Bleibt das so, wird die Reisewarnung an diesem Montag nur für 24 der 26 EU-Partnerländer Deutschlands aufgehoben. Spanien - das beliebteste Urlaubsland der Deutschen - wird auch noch nicht dabei sein, weil dort noch eine Einreisesperre für Ausländer bis zum 1. Juli gilt.

Zugleich verzeichnet Schweden gerade die bislang höchste Anzahl von Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. 1474 Erkrankungen seien hinzugekommen, teilt die Gesundheitsbehörde mit. Der Rekord-Anstieg sei eine "direkte Konsequenz vermehrter Tests". Dadurch seien auch Fälle erfasst worden, bei denen die Betroffenen nur milde Symptome gezeigt hätten. Insgesamt seien nunmehr 48.300 Infektionen bestätigt. Die Zahl der Corona-Toten kletterte den Angaben zufolge um 19 auf 4814.

Pro Kopf sind das deutlich mehr als in den benachbarten nordeuropäischen Ländern, aber weniger als in den am schlimmsten betroffenen europäischen Staaten Spanien, Großbritannien und Italien. Schweden hat mehr auf freiwillige Maßnahmen statt auf Vorschriften gesetzt. Die Sterblichkeitsrate liegt aber höher als in anderen nordischen Staaten.

Auch Finnland vorsichtig: Schweden dürfen nicht einreisen

Schweden hatte deutlich freizügigere Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie ergriffen als der Rest Europas. Schulen, Restaurants oder Geschäfte wurden beispielsweise nicht geschlossen, das Versammlungsverbot liegt bei maximal 50 Teilnehmern, ein Einreiseverbot gilt lediglich für Menschen außerhalb der EU und der Europäischen Freihandelszone. Viele im Land hießen den eingeschlagenen Weg zunächst gut, nach und nach mehrte sich jedoch auch die Kritik - vor allem, weil die Infektions- und Todeszahlen pro Einwohner in Schweden im Vergleich zum restlichen Skandinavien und auch zu Deutschland weiter hoch sind.

Auch bei den skandinavischen Nachbarn führt die Lage in Schweden zu erhöhter Vorsicht. Finnland öffnet sich für Reisende aus dem Baltikum und dem Großteil Skandinaviens, allerdings sind Schweden von den Lockerungen ausgenommen. Die Grenzkontrollen für den Straßen-, Flug- und Fährverkehr nach Estland, Lettland, Litauen, Norwegen, Dänemark und Island werden am Montag aufgehoben, gab die finnische Innenministerin Maria Ohisalo bekannt. Nur die Lage bei den schwedischen Nachbarn sei leider so schlecht, dass die für das Land geltenden Beschränkungen noch nicht aufgehoben werden könnten, sagte Ohisalo.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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