Gezielte Suche in "Costa Concordia" Taucher finden acht Leichen
22.02.2012, 18:26 Uhr
Die Helfer beginnen wieder, gezielt nach Vermissten zu suchen.
(Foto: AP)
Nach Hinweisen von Passagieren suchen Taucher wieder gezielt nach Vermissten auf der havarierten "Costa Concordia". Insgesamt entdecken sie acht Leichen. Drei von ihnen können zunächst geborgen werden, darunter ein Kind. Erfolgreich verläuft derweil das Abpumpen des Treibstoffs.
Bergungsteams haben mehrere Leichen im überfluteten Teil der gekenterten "Costa Concordia" gefunden. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Informationen aus dem Krisenstab berichtete, wurden am Nachmittag vier Leichen gesichtet. Diese seien nicht weit entfernt von den am Vormittag gefundenen vier Toten entdeckt worden, hieß es. Damit werden noch sieben Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes vermisst.
Die am Vormittag entdeckten Toten wurden nach Angaben des Krisenstabes auf Giglio auf dem vierten Deck des Schiffes gesichtet. Die ersten drei der Toten - ein Kind, eine Frau und ein Mann - wurden inzwischen geborgen. Die Bergungsarbeiten mussten danach wegen sich verschlechternder Wetterlage unterbrochen werden. Nach einer Überprüfung der Aussagen von Überlebenden der Havarie über den möglichen Verbleib von Vermissten waren Taucher nach längerer Pause wieder gezielt auf die Suche gegangen. Die "Costa Concordia" war am 13. Januar mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der toskanischen Insel havariert.
Leiche von Dayana Arlotti gefunden?
Unter den Toten soll auch die fünfjährige Italienerin Dayana Arlotti aus Rimini sein, deren Schicksal in Italien viel Anteilnahme gefunden hatte. Sie war zusammen mit ihrem kranken Vater auf der Kreuzfahrt. Dieser ist unter den Vermissten. Ansonsten wurde über die Identität der jetzt geborgenen Leichen zunächst nichts bekannt. Sie wurden nach Grosseto in ein Leichenschauhaus gebracht. 17 Leichen waren bisher geborgen worden. Unter den Vermissten waren zuletzt noch sechs Deutsche.
Vor drei Wochen hatten die Rettungskräfte die Suche nach Vermissten im versunkenen Teil des Wracks offiziell eingestellt. Grund dafür sei die Sicherheit der Taucher, die an dem halb untergegangen Wrack arbeiteten, hatte Franco Gabrielli, der Chef des Krisenstabes, erklärt. Später hielt er aber eine weitere Suche im Wrack doch für möglich.
Gegen den Kapitän Francesco Schettino wird seit dem Unfall wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes während der Evakuierung ermittelt. Schettino ist unter Hausarrest. Das Schiff war auf seiner nächtlichen Fahrt zu nahe an die Insel Giglio herangekommen und hatte einen Felsen gerammt. Die Ermittlungen werden jetzt über Schettino und seinen ersten Offizier Ciro Ambrosio hinaus noch auf sieben weitere Verdächtige ausgedehnt, wie Ansa berichtete. Es handele sich um vier Offiziere des Schiffes und drei Beschäftigte der verantwortlichen Reederei Costa Crociere.
Einzel- und Sammelklagen angekündigt
Eine Reihe von Einzel- und Sammelklagen gegen die Reederei sind angekündigt. Die Reederei Costa Crociere hat den Passagieren eine pauschale Entschädigung angeboten. Einen ersten Beweissicherungstermin haben die Ermittler für den 3. März angesetzt. Dabei geht es um den Fahrtenschreiber des Schiffes, der Auskunft über den Hergang des Unfalls geben soll.
Zuletzt hatten Passagiere über ihre Anwälte klarstellen lassen, dass das Kreuzfahrtschiff bereits vor seiner Unglücksfahrt mehrmals gefährlich nah an der Insel Giglio vorbeigefahren sei. Mindestens zehn mal hätten die Schiffe der Reederei Costa Crociere ähnlich riskante Routen genommen, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa aus den Dokumenten der Anwälte. Mit ihrer Darstellung widersprechen die Passagiere früheren Angaben der Reederei.
Das Leeren der Tanks der "Costa Concordia" kommt derweil voran. Zwei Drittel der 2380 Kubikmeter Treibstoff, ganz überwiegend gefährliches Schweröl, sind abgepumpt. Damit hat sich die Gefahr einer größeren Ölpest im toskanischen Archipel verringert. Das restliche Öl sollen in den nächsten Wochen abgepumpt werden.
Danach muss die Genueser Reederei einen Plan für den Abtransport des 290 Meter langen Schiffes vorlegen. Offen ist, ob das havarierte und teilweise mit Wasser vollgelaufene Schiff nach dem Aufrichten zerteilt werden muss oder aber an einem Stück abtransportiert werden kann.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP