Obama überwacht Hurrikan-Vorsorge "Irene" jetzt so groß wie Europa
27.08.2011, 22:40 Uhr
Noch ist die Stimmung gut am Rockaway Beach.
(Foto: REUTERS)
Die Zahl der Todesopfer durch den gigantischen Hurrikan "Irene" in North Carolina und Virginia steigt auf mindestens vier. In Washington koordiniert Präsident Obama das weitere Vorgehen mit den zuständigen Behörden. In New York wird der öffentliche Verkehr komplett eingestellt, in den südlicheren Staaten sind schon jetzt eine Million Menschen ohne Strom. "Irene" ist mittlerweile so groß wie ganz Europa.
Die Folgen des Hurrikans "Irene" an der US-Ostküste werden immer massiver. Bis zum Samstagnachmittag (Ortszeit) waren in den zunächst besonders betroffenen Staaten North Carolina und Virginia eine Million Menschen ohne Strom, wie CNN berichtete. Die Behörden hatten vor der Ankunft des Sturms erhebliche Stromausfälle entlang der Atlantikküste befürchtet.
Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer durch den Sturm auf mindestens vier. Drei Menschen kamen in North Carolina infolge des Hurrikans ums Leben, meldete CNN. In der Stadt Newport News in Virginia starb ein Elfjähriger, als ein Baum auf sein Haus fiel und das Dach durchschlug.
Am Samstag war der öffentliche Verkehr in New York komplett eingestellt worden. Die drei Flughäfen, von denen sonst jeden Tag Tausende Flüge in alle Welt abgehen, wurden geschlossen. Seit Mittag (18 Uhr deutscher Zeit) sind auch die U-Bahn-Stationen dicht. Es soll zwar acht Stunden dauern, bis alle Züge in den Depots sind. Fahrgäste nimmt die "Subway" aber nicht mehr mit. Auch Busse fuhren nicht mehr.
"Das werden lange 72 Stunden"
US-Präsident Barack Obama hat sich am Samstag bei einem Besuch in der Zentrale der Katastrophenschutzbehörde FEMA zufrieden über den bisherigen Hurrikan-Einsatz gezeigt. "Ihr macht einen prima Job", lobte Obama, der zuvor wegen des Sturms "Irene" seinen Sommerurlaub um einen Tag verkürzt hatte. Zugleich wies er auf die Aufgaben hin, die noch vor Helfern und Einsatzkräften liegen. "Das werden lange 72 Stunden", betonte der Präsident.
Vorhersagen zufolge sollte "Irene" ihren Weg entlang der US-Ostküste Richtung Washington, New York und Boston fortsetzen. In der dicht besiedelten Region mit mehr als 65 Millionen Einwohnern drohten Überschwemmungen, Sturmschäden und Stromausfälle. In der Millionenstadt New York gab es eine beispiellose Massenevakuierung; 370.000 New Yorker erhielten einen Evakuierungsbefehl.
"Irene" trifft mit der Flut zusammen
Besonders bedroht ist Long Island, die fast 200 Kilometer lange Insel, die östlich von New York in den Atlantik ragt. Um 18.00 Uhr Ortszeit wird sie in eine Richtung gesperrt: Dann kommt niemand mehr auf die Insel, nur noch von der Insel herunter. Die Behörden ermuntern die Leute, die Insel zu verlassen. "Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor", sagte ein Vertreter des Countys (Landkreis). "Und das sollte jeder tun. Nehmen Sie diesen Sturm sehr, sehr ernst."

Im Brooklyn, Queens und Manhattan sollen sich 370.000 Einwohner in Sicherheit bringen.
(Foto: REUTERS)
Problematisch ist weniger die Geschwindigkeit der Windspitzen, sondern die Größe des Wirbelsturms: "Irene" bedeckt fast die gesamte Ostküste der USA und soll auch Gebiete erreichen, die mit tropischen Wirbelstürmen nicht vertraut sind: Die Megametropole New York und die Neuenglandstaaten um Boston. Selbst Kanada könnte "Irene" zu spüren bekommen. Weiteres Problem: Im Gegensatz zum gewaltigen Sturm "Gloria" 1985 wird "Irene" mit der Flut zusammentreffen.
"Get the hell off the beach"
Viele nehmen den Sturm aber wohl doch nicht zu ernst. Der New Yorker Sender NY1 zeigte noch am Samstagnachmittag, als die ersten Ausläufer von "Irene" schon gewaltige Wellen ans Land stürzen ließen, Spaziergänger an den Stränden New Yorks. Einer ging sogar baden.
Bürgermeister Michael Bloomberg forderte die Menschen mit Nachdruck auf, sich in Sicherheit zu bringen: Alle seien gewarnt worden; er werde keinen Polizisten rausschicken, um solche Leute zu retten. New Jerseys Gouverneur Chris Christie wurde noch deutlicher: "Get the hell off the beach" - "Haut verdammt noch mal vom Strand ab! Brauner werdet Ihr nicht! Haut vom Strand ab!"
Es geht aber noch skurriler: Der US-Sender AMC strahlt am Sonntag einen Hollywood-Film "Der Sturm" des Deutschen Wolfgang Petersen aus. Ausgerechnet dann, wenn der gewaltige Wirbelsturm auf New York treffen soll. In dem Streifen spielen George Clooney, Mark Wahlberg und andere die Besatzung des Fischerbootes "Andrea Gail", die 1991 in einem monströsen Sturm verloren ging. Der Katastrophenfilm heißt im Original übrigens "The Perfect Storm", weil zwei Wirbelstürme sich zu einem gewaltigen Sturm vereinigten. Den Titel benutzen US-Moderatoren auch dieser Tage gern für "Irene".
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts