Panorama

Bruchlandung einer Boeing 777 US-Aufsicht veröffentlicht Crash-Sequenz

Das Wrack der Maschine am Tag danach: "Die Boeing 777 ist eines der ausgeklügeltsten und automatisiertesten Flugzeuge."

Das Wrack der Maschine am Tag danach: "Die Boeing 777 ist eines der ausgeklügeltsten und automatisiertesten Flugzeuge."

(Foto: REUTERS)

Das Material wirkt wie ein Mitschnitt aus einem uralten Flugsimulator. Tatsächlich jedoch zeichnet es die letzten Minuten einer tödlichen Tragödie nach. Wollen die US-Behörden damit die Vorwürfe gegen Boeing entkräften?

Im Internet können Piloten und Hobbyflieger seit kurzem das Ende von Flug 214 nachverfolgen: Die US-Luftfahrtbehörde National Transportation Safety Board (NTSB) hat ein Video veröffentlicht, das die letzten Meilen eines verhängnisvollen Flugzeugunglücks aus dem Juli vergangenen Jahres in einer Computersimulation vor Augen führt.

Die Simulation zeigt die Annäherung einer nahezu vollbesetzten Boeing 777-200ER aus der Sicht von Piloten und Fluglotsen. Alle Flugbewegungen, Steuersignale und Kommandos basieren auf ermittelten Daten: Am späten Vormittag des 6. Juli 2013 hatte der zweistrahlige Passagierjet der südkoreanischen Fluggesellschaft Asiana Airlines mit insgesamt 307 Menschen an Bord auf seinem Weg von Seoul nach San Francisco in der Endphase des Landeanflugs mit seinem Rumpffahrwerk die Uferbefestigung des am Meer gelegenen Großflughafens gestreift und war anschließend außer Kontrolle geraten.

Die knapp 64 Meter lange und rund 250 Tonnen schwere Maschine hatte sich auf dem Rollfeld überschlagen, dabei die komplette Heckpartie verloren und war anschließend in Flammen aufgegangen. Nur durch Glück sowie die Geistesgegenwart von Kabinenbesatzung und der Helfer am Boden konnte die überwiegende Mehrheit der Passagiere die brennende Maschine lebend verlassen.

Anflug zu tief: Blick aus dem Hubschrauber auf die Stelle, an der das Fahrwerk der Boeing die Uferbefestigung berührte.

Anflug zu tief: Blick aus dem Hubschrauber auf die Stelle, an der das Fahrwerk der Boeing die Uferbefestigung berührte.

(Foto: REUTERS)

Drei der 291 Passagiere kamen bei dem Unglück ums Leben. Insgesamt waren mehr als 180 Verletzte zu versorgen. 40 Flugreisende sowie 9 der 16 Crew-Mitglieder erlitten schwere Verletzungen.

Besonders tragisch: Wie sich in den Tagen nach dem Unglück herausstellte, hatte eines der Opfer die Bruchlandung zunächst schwer verletzt überlebt. Ein heraneilender Löschwagen der Flughafenfeuerwehr hatte eine 16-jährige Passagierin aus China, die leblos unter einer Decke von Löschschaum lag, aus Versehen überrollt.

Der Untersuchungsbericht der Verkehrssicherheitsbehörde kommt zu dem Schluss, die Bruchlandung sei vor allem auf ein Fehlverhalten der Piloten zurückzuführen. Beim Anflug auf den San Francisco International Airport (IATA: SFO) habe es, so heißt es, ein "Missmanagement" im Cockpit gegeben. Allerdings habe auch die Komplexität des Autopiloten der Boeing 777 zu dem Unglück beigetragen.

"Ausgeklügelt und automatisiert"

Die Piloten hätten sich "zu sehr auf automatisierte Systeme verlassen, die sie nicht vollständig verstanden haben", sagte NTSB-Chef Christopher Hart bei einer Anhörung im Kongress. "Als Folge haben sie das Flugzeug zu niedrig und zu langsam geflogen und sind mit einer Ufermauer vor der Landebahn kollidiert." Hersteller der Maschine und des Autopiloten ist der US-Luftfahrtkonzern Boeing.

"Die Boeing 777 ist eines der ausgeklügeltsten und automatisiertesten Flugzeuge", fügte Hart hinzu. "Doch je komplexer die Automatik wird, desto größer ist die Herausforderung, dass Piloten sie angemessen verstehen." Die Unglücksmaschine wurde von einem Piloten gesteuert, der seinen ersten regulären Flug mit dem Flugzeugtyp absolvierte. Ihm stand ein Ko-Pilot zur Seite, der gerade neu als Ausbilder für die Boeing 777 zugelassen war.

"Außerordentliche Sicherheitsbilanz"

Asiana Airlines hatte bereits im April eingeräumt, dass "wahrscheinlich" ein Pilotenfehler für das Unglück verantwortlich gewesen sei. Die Cockpit-Crew habe es versäumt, die notwendige "Mindestgeschwindigkeit" einzuhalten. Allerdings merkte die südkoreanische Fluglinie damals auch an, dass die Piloten von "Unregelmäßigkeiten" beim Autopiloten in die Irre geführt worden seien.

Boeing wies die Kritik an dem Flugzeugmodell der Baureihe 777 zurück. Die Passagiermaschine habe "eine außerordentliche Sicherheitsbilanz", teilte der US-Flugzeugbauer mit. Die Darstellung, dass die unübersichtliche Bedienung des Autopiloten der 777 eine Mitschuld treffe, sei "nicht durch die Beweise gedeckt". Das System sei bereits bei mehr als 55 Millionen sicheren Landungen verschiedener Flugzeugtypen zum Einsatz gekommen.

(Hinweis für Mobilnutzer: Den Link zum Video finden Sie hier. Die Zusammenfassung des NTSB-Untersuchungsberichts gibt es hier.)

Quelle: ntv.de, mit AFP

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