Ungeklärter Mord an Peggy Ulvi K. verklagt Bayern auf Millionen
13.12.2016, 16:04 Uhr
		                      Im Mordfall Peggy gibt es bis heute keinen Tatverdächtigen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Für den Mord an Peggy aus dem fränkischen Lichtenberg wird 2004 der geistig behinderte Ulvi K. verurteilt. Erst zehn Jahre später bestätigt die Justiz seine Unschuld. Für diesen Fehler soll der bayerische Staat teuer bezahlen.
Im Mordfall Peggy will der zunächst verurteilte und später freigesprochene Ulvi K. eine Millionenentschädigung vom Freistaat Bayern. Über seine Anwälte und seine Betreuerin Gudrun Rödel kündigte der geistig behinderte 39-Jährige eine Amtshaftungsklage gegen den Freistaat an. Es gehe um Schadensersatzansprüche "in Millionenhöhe", sagte Rechtsanwältin Hanna Henning.
  Im Juli wurde die Leiche von Peggy zufällig in der Nähe der Ortschaft Rodacherbrunn gefunden.
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Die damals neun Jahre alte Peggy aus dem fränkischen Lichtenberg war 2001 auf dem Rückweg von der Schule verschwunden. Erst im Juli dieses Jahres wurde in einem Waldstück nahe ihrem Heimatort im benachbarten Thüringen zufällig ihr Skelett entdeckt.
Dennoch wurde der Gastwirtssohn Ulvi K. 2004 in dem Fall rechtskräftig wegen Mordes verurteilt. Zehn Jahre sprach ihn die Justiz in einem äußerst selten vorkommenden Wiederaufnahmeverfahren von allen Vorwürfen frei.
Übte die Politik Druck auf die Polizei aus?
Bis heute gibt es keinen dringend Tatverdächtigen in dem Fall, eine zunächst spektakulär erscheinende Spur zu dem NSU-Extremisten Uwe Böhnhardt ist wohl auf eine Ermittlungspanne zurückzuführen.
Ulvis Betreuerin warf besonders dem damaligen bayerischen Innenminister Günther Beckstein vor, während der Ermittlungen durch Druck auf die Polizei "billigend in Kauf genommen" zu haben, dass ein Unschuldiger verurteilt wurde. Rechtsanwältin Henning sagte, es gehe um die "endgültige Rehabilitation" für ihren Mandanten. Außer dem widerlegten Mordvorwurf solle auch der Vorwurf sexueller Übergriffe auf Kinder ausgeräumt werden.
Ulvi K. musste die Haftstrafe aus dem ersten Mordprozess nie antreten. Er befand sich wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe auf Kinder seit Ende 2001 in der geschlossenen Psychiatrie. Erst Ende Juli 2015 und damit über ein Jahr nach seinem Freispruch wurde er aus der Psychiatrie entlassen. Seither lebt in einem Wohnheim für Behinderte.
Quelle: ntv.de, chr/AFP