Selbstjustiz nach Vergewaltigung Vater und Sohn sitzen in Untersuchungshaft
20.06.2014, 12:39 Uhr
Eine Reisegruppe soll die Tat beobachtet und die Polizei alarmiert haben.
(Foto: dpa)
Ein 27-jähriger Mann soll eine junge Frau vergewaltigt haben. Bruder und Vater des Opfers locken den mutmaßlichen Vergewaltiger unter einem Vorwand auf einen Parkplatz und töten ihn dort aus Rache - mit Dutzenden Messerstichen.
Nach der tödlichen Attacke auf den mutmaßlichen Vergewaltiger einer jungen Frau sind deren 17-jähriger Bruder und der 48 Jahre alte Vater in Untersuchungshaft. Zudem habe ein Richter Haftbefehl gegen einen 21 Jahre alten Bekannten erlassen. Das sagten die Ermittler in Freiburg. Der 21-Jährige, ein Freund des Hauptverdächtigen, hatte sich an die Polizei gewandt. Der junge Mann sei nach Hause gekommen und habe seinen Eltern von den Ereignissen auf dem Parkplatz in Neuenburg am Rhein berichtet, sagte Kriminaloberrat Michael Granzow in Freiburg. Der Mann sei "total erschüttert von dieser Tat". Ein vierter Festgenommener sei inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Nach Angaben der Polizei kannten sich der mutmaßliche Vergewaltiger und sein angebliches Opfer noch aus der Schulzeit - offenbar aber nur flüchtig. Die mutmaßliche Vergewaltigung soll sich vor ungefähr einer Woche zugetragen haben. Der Mann, der die junge Frau in ein Waldstück gezerrt und sich dort an ihr vergangen haben soll, sei bereits vor der Tat polizeibekannt gewesen, allerdings nur wegen Eigentumsdelikten, nicht aber wegen Taten mit sexuellem Hintergrund.
Der 17-jährige Bruder soll den Aussagen zufolge "sehr wütend über die Vergewaltigung" gewesen sein. Die Familie, die aus dem Libanon stammt, solle noch versucht haben, ihn zu beruhigen und auf ihn einzuwirken, dass es Sache der Polizei sei, den mutmaßlichen Täter zu stellen. Als die Frau den Täter anzeigte, verschwand dieser spurlos.
Mit Drogen angelockt
Seit Anfang 2014 hatte der mutmaßliche Vergewaltiger nach Angaben der Polizei keinen festen Wohnsitz. Es sei befürchtet worden, dass er "aus der Gegend verschwindet, wenn öffentlich nach ihm gefahndet" würde. Deshalb habe sich die Polizei zu einer verdeckten Ermittlung entschlossen. Der Bruder soll den mutmaßlichen Vergewaltiger seiner Schwester schließlich mit einem vermeintlichen Drogendeal auf den Parkplatz gelockt haben. Dort wurde der 27-Jährige am Mittwoch mit insgesamt 23 Stichwunden tödlich verletzt. Der junge Mann gestand gegenüber der Polizei, mehrfach auf den mutmaßlichen Vergewaltiger eingestochen zu haben. Dabei seien lebenswichtige Organe verletzt worden.
Eine Reisegruppe soll auf dem Parkplatz die Schlägerei beobachtet und die Polizei alarmiert haben - französische Beamte, weil das Handy des Anrufers wegen der Grenznähe ins französische Netz eingewählt war.
Quelle: ntv.de, ppo