Sechsstündige Rettungsaktion Verirrter Belugawal aus Seine gerettet
10.08.2022, 07:33 Uhr Artikel anhören
Retter ziehen ein Netz auf, um einen in der Seine gestrandeten Belugawal bei Notre-Dame-de-la-Garenne zu retten.
(Foto: picture alliance/dpa/AFP)
Der erste Schritt ist getan: In einer sechsstündigen Rettungsaktion heben Spezialisten den Belugawal aus der Seine und transportieren ihn nun in einem Frachtkahn. Er soll in den kommenden Tagen untersucht und aufgepäppelt und dann ins Meer zurückgebracht werden.
In einer dramatischen sechsstündigen Rettungsaktion haben französische Einsatzkräfte den in der Seine verirrten Belugawal aus dem Wasser gezogen. Der vier Meter lange und etwa 800 Kilogramm schwere Meeressäuger wurde in der Nacht in einem Netz mit einem Kran aus der Schleuse der nordfranzösischen Gemeinde Saint-Pierre-la-Garenne gehoben, wie Journalisten vor Ort berichteten.
Der Belugawal wurde dann zunächst auf einem Frachtkahn abgelegt, wo sich umgehend Tierärzte um ihn kümmerten. Die aufwendige Rettungsaktion in der Normandie, an der unter anderem 24 Taucher beteiligt waren, hatte am Dienstagabend kurz vor 22 Uhr begonnen. Es dauerte rund sechs Stunden, bis der Belugawal eingefangen und aus dem Wasser gehoben werden konnte.
Das Tier soll in einem nächsten Schritt mit einem Kühllastwagen in die am Ärmelkanal gelegene Stadt Ouistreham gebracht werden. Im dortigen Hafen wurde ein Meerwasser-Becken für den Belugawal vorbereitet. Das Tier soll dort drei Tage lang untersucht und gepflegt und dann ins offene Meer gebracht werden - "recht weit von der Küste entfernt", wie die Generalsekretärin der Präfektur des Départements Eure, Isabelle Dorliat-Pouzet, sagte. Dorliat-Pouzet hatte gewarnt, die Rettungsaktion sei kein "Selbstläufer": Sie könne bei dem Wal Stress auslösen, der zum Tode führen könne. "Wir werden das Maximum und das Bestmögliche getan haben."
Beluga schwamm 130 Kilometer landeinwärts
Der Belugawal war am Dienstag vergangener Woche erstmals in der Seine gesichtet worden und saß seit Freitag in einer Schleuse in Saint-Pierre-La-Garenne rund 70 Kilometer vor Paris fest - 130 Kilometer von der Seine-Mündung am Ärmelkanal entfernt. In dem warmen Süßwasser hätte das Tier nach Angaben von Experten nicht lange überleben können. Normalerweise leben Belugawale in arktischen Gewässern vor den Küsten Russlands, Alaskas und Kanadas.
Tierschützer entwickelten daher die Idee, den Meeressäuger aus dem Fluss zu ziehen und in ein Meerwasserbecken zu transportieren, um ihn aufzupäppeln und dann im Meer freizulassen. Das Interesse und die Spendenbereitschaft in Frankreich sind riesig. Unter anderem die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd hat Spenden für die Rettungsaktion gesammelt.
In den vergangenen Tagen waren mehrere Versuche, das abgemagerte und geschwächte Tier zu füttern, erfolglos geblieben. Sein Appetitmangel könnte nach Einschätzung von Experten ein Anzeichen für eine Krankheit sein.
Es ist Experten zufolge erst das zweite Mal, dass sich ein Belugawal nach Frankreich verirrt hat. Beim ersten Mal hatte ein Fischer im Jahr 1948 in der Loire-Mündung einen Wal in seinen Netzen entdeckt.
Quelle: ntv.de, Benjamin Legendre, AFP