Hundeattacke mit Toten Versäumnisse können für Amt Folgen haben
09.04.2018, 19:20 Uhr
Das Veterinäramt war Hinweisen auf eine gesteigerte Aggressivität des Hundes nicht nachgegangen.
(Foto: imago/localpic)
Ein Hund beißt in Hannover zwei Menschen tot. Die Stadt gesteht Fehler ein: Vor sieben Jahren bereits hatte das Veterinäramt Hinweise auf seine Aggressivität. Dass damals nichts geschah, könnte für die Behördenmitarbeiter nun Folgen haben.
Das Veterinäramt der Stadt Hannover ist schon seit Jahren über die Aggressivität des Hundes im Bilde gewesen, der seine Besitzer totgebissen hatte. Trotzdem hat es nicht durchgegriffen. Da der Angriff des Hundes für seine Besitzerin und ihren Sohn tödlich endete, könnte das für die Mitarbeiter des Amtes straf- und arbeitsrechtliche Folgen haben, sagte Ordnungsdezernent Axel von der Ohe sagt.
Schon 2011 habe das Veterinäramt vom Amtsgericht Hinweise auf eine gesteigerte Aggressivität des Hundes und eine mangelnde Eignung des Halters erhalten. Dieser sei einer angeordneten Begutachtung aber nicht nachgekommen, sagte von der Ohe weiter. Dass ihm der Hund daraufhin nicht entzogen wurde und die Veterinärbehörde die Sache auf sich beruhen ließ, sei ein gravierender und unverständlicher Mangel. Der Sachverhalt werde nun der Staatsanwaltschaft vorgelegt und arbeitsrechtliche Schritte würden geprüft.
Der Staffordshire-Terrier-Mischling Chico hatte vor einer Woche seine 52 Jahre alte, im Rollstuhl sitzende Besitzerin und deren 27 Jahre alten Sohn totgebissen. Dieser sei der Halter des Hundes gewesen. Bei der Anschaffung des Tieres vor Jahren sei eine Sachkundeprüfung noch nicht erforderlich gewesen.
Wird Chico eingeschläfert?
Das Amtsgericht übermittelte dem Amt nicht nur Hinweise des gesetzlichen Betreuers der Familie. 2011 lag auch ein psychiatrisches Gutachten vor. Demnach war der junge Mann nicht in der Lage, sich um den Hund zu kümmern. Eigentlich hätte die Haltung deshalb untersagt und der Hund entzogen werden müssen, sagte der Ordnungsdezernent. Es sei aber nichts geschehen.
Die Stadt prüft unterdessen weiter, ob Chico - wie nach tödlichen Attacken üblich - eingeschläfert wird oder ob er in eine Spezialeinrichtung kommt. Das hatte das Tierheim vorgeschlagen, wo der Hund vorübergehend untergebracht ist. Eine Viertelmillion Menschen hätten sich inzwischen einer Online-Petition angeschlossen, den Hund nicht zu töten, sagte der Dezernent. Ausschlaggebend sei, dass von dem Tier keine Gefahr mehr ausgehen könne.
Wann über Chicos Schicksal entschieden wird, ist noch offen. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßte die Überlegung der Stadt, Chico in eine Spezialeinrichtung zu geben. Tierschützer-Präsident Thomas Schröder sagte, es sei sinnvoll zu untersuchen, ob Chico resozialisiert werden könne.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa