Weiter warten auf die Wärme Wann kommt er denn nun, der Sommer? Unklar!
23.05.2024, 14:04 Uhr Artikel anhören
Europäische und US-Meteorologen streiten noch, ob der Sommer erst zu Fronleichnam nach Deutschland kommt oder bereits vorher.
(Foto: picture alliance/dpa)
Hagel, Sturm und viel Regen - zuletzt macht das Wetter in Deutschland eher mit seiner unschönen Seite von sich reden. Dabei steht doch der Sommer vor der Tür, inklusive Fußball-EM. Wann mit viel Sonne und hohen Temperaturen zu rechnen ist, erklärt ntv-Wetterexperte Björn Alexander im Interview.
ntv.de: Zuletzt tobten wiederholt heftige Gewitter. Wann ist endlich eine Beruhigung in Sicht?
Björn Alexander: Vorerst leider nicht. Erst Mitte nächster Woche sieht ein Teil der Wettermodelle mehr Chancen auf eine stabilere Hochdruckphase. Das wäre immerhin pünktlich zu Fronleichnam - wenn zumindest einige von uns ein langes Wochenende vor sich haben dürften.
Aber sicher ist das noch nicht, oder?
Geht es nach dem Europäischen Wettermodell, dann sah es zuletzt noch ganz gut aus. Behält hingegen das Amerikanische Wettermodelle mit seinen aktuellen Berechnungen Recht, dann würde uns das mitunter sehr nasse Wetter erhalten bleiben. Und das bis in den Monat Juni hinein. Also mindestens bis zum meteorologischen Sommeranfang.
Warum beginnt der Sommer für die Wetterexperten denn schon Anfang Juni?
Meteorologisch gesehen beginnt der Sommer immer am 1. Juni, während der kalendarische Jahreszeitenwechsel immer erst gut drei Wochen später stattfindet. Gekoppelt ist dieser nämlich an den Stand der Sonne, die zu dieser Zeit den nördlichen Wendekreis erreicht. Da es sich dabei um einen schwankenden Termin handelt und die Statistiker das nicht mögen, wurde der meteorologische Sommerfang - analog zu allen anderen Jahreszeiten - auf den Monatsersten gelegt. Und noch ein zweiter Fakt spricht dafür, den Sommer bereits am 1. Juni beginnen zu lassen.
Der wäre?
Der gesamte Juni ist in seiner Ausprägung mit Chancen auf Wärme und Hitze sowie der Sonnenintensität eher dem Sommer als dem Frühling zuzuschreiben.
Klingt vielversprechend - gibt es jetzt schon Trends für den ersten Sommermonat?
Die experimentelle Langfrist bewertet den Juni 2024 zu warm bis deutlich zu warm. Das ist in Anbetracht des Klimawandels auch glaubwürdig, da es inzwischen selten vorkommt, dass Monate oder gar ganze Jahreszeiten im Vergleich zum Klimamittel zu kalt ausfallen.
Zu nass kommt aber schon häufiger vor. Wie sind da die Prognosen?
Nach jetzigem Stand deutet sich ein durchschnittlicher bis etwas zu nasser Verlauf an. Das würde im deutschlandweiten Schnitt um die 80 Liter je Quadratmeter entsprechen. Damit hätte der Juni 2024 - nach den letzten zwei deutlich zu trockenen Juni-Monaten 2023 und 2022 - mal wieder ein normaleres Niederschlagsmuster.
Zu trocken, zu regnerisch - welches Prädikat wird der Mai am Ende erhalten?
Im Deutschlandmittel sind wir momentan bei rund 65 Liter Niederschlag je Quadratmeter angelangt. Damit ist der Wonnemonat auf dem besten Weg, zu nass auszufallen. Allerdings sind die Unterschiede regional sehr groß.
Wo fiel besonders viel vom Himmel, wo zu wenig?
Vor allem die Südwesthälfte hat schon deutlich zu viel Regen abbekommen. Den höchsten Tagesniederschlag vermeldete beispielsweise Pellingen in Rheinland-Pfalz am 17. Mai mit über 100 Litern je Quadratmeter. Der Nordosten hängt bei der Regenausbeute derweil noch hinterher. Aber: Der Monat ist auch noch nicht rum.
Womit wir beim Fahrplan für die Unwetter der kommenden Tage angekommen sind. Was erwartet uns?
Nachmittags und abends rückt mit Tief "Maxine" im Süden unseres Landes erneut teils starker und gewittrig durchsetzter Regen nach. Die Hauptgefahr geht - aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit - weiterhin vom Starkregen aus. Stellenweise sind durchaus binnen kurzer Zeit 20 bis 40 Liter möglich - gelegentlich mehr. Aber auch Hagel und Sturmböen sind nicht auszuschließen.
Wohin zieht das Unwetter- und Wolkenpaket anschließend?
In der Nacht zum Freitag sind die Regionen von der Donau bis zu den Mittelgebirgen dran, bevor sich die gewitter- und unwetteraktive Zone langsam nordwärts ausbreitet. Am Freitag tagsüber sind damit zuerst die Regionen vom Westen bis in die Mitte des Landes betroffen. Abends drohen die heftigsten Gewitter vom südlichen Niedersachsen und Hamburg bis nach Berlin. Im Süden wird es derweil abseits von Alpen und Schwarzwald, wo es noch Blitz und Donner geben kann, wieder besser.
Bei welchen Temperaturen?
In den sonnigen Regionen erwarten uns 22 bis 25 Grad, sonst werden es nur zwischen 17 und 19 Grad. Dabei ist es mitunter recht schwül.
Und am Wochenende?
Bleibt uns die feuchtwarme Gewitterluft erhalten. Die Regengüsse können hierbei nach wie vor kräftig bis unwetterartig ausfallen. Der Unterschied zum Freitag ist allerdings, dass die betroffenen Regionen in den Vorhersagen nicht mehr eingrenzbar sind. Es gilt: Landesweit und punktuell kann es krachen, aber es wird bestimmt nicht alle treffen. Immerhin hat der Sonntag etwas mehr Sonne im Angebot. Dementsprechend entwickeln sich die Temperaturen. Am Samstag bei 17 bis 24 und am Sonntag bei 20 bis 26 Grad. Am wärmsten ist es übrigens im Bereich Berlin und Brandenburg.
Wohin schwingt das Wetterpendel nächste Woche?
Montag und Dienstag bringen wenig Änderung. Die Temperaturen liegen bei meist 18 bis 25 Grad und zum Teil entwickeln sich im Tagesverlauf schwere Gewitter. Und auch dabei gilt, dass sich Schwerpunkt und trockene Bereiche nicht oder kaum vorhersagen lassen. Erst am Mittwoch und Donnerstag eröffnen die Prognosen - wie eingangs erwähnt - Optionen auf eine Wetterbesserung.
Quelle: ntv.de