Panorama

"Akute psychische Erkrankung" Weizsäcker-Angreifer soll in Klinik

Der Angriff ereignete sich am Dienstagabend gegen 19 Uhr.

Der Angriff ereignete sich am Dienstagabend gegen 19 Uhr.

(Foto: dpa)

Während eines Vortrags sticht ein Mann auf den Berliner Chefarzt Fritz von Weizsäcker ein und verletzt ihn tödlich. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass der Angreifer aufgrund einer psychischen Erkrankung im Wahn handelte. Die Tat plante er wohl genau.

Nach dem tödlichen Messerangriff auf den Berliner Arzt Fritz von Weizsäcker soll der Angreifer in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden. Das wolle man in Hinblick auf eine "akute psychische Erkrankung" beantragen, teilte die Staatsanwaltschaft Berlin mit. Nach Erkenntnissen der Ermittler handelte der Angreifer im Wahn.

Laut Generalstaatsanwaltschaft äußerte der 57-Jährige bei seiner Vernehmung durch die Polizei eine allgemeine Abneigung gegen die Familie von Weizsäcker. Bei der Planung seiner Tat habe er im Internet recherchiert - dabei sei er auf den Vortrag von Weizsäckers in der Schlosspark-Klinik gestoßen. Nachdem er sich zuvor in seiner Heimat in Rheinland-Pfalz ein Messer gekauft habe, sei der Mann dann am Dienstag mit dem Zug nach Berlin gefahren, um von Weizsäcker anzugreifen. Der 57-jährige Deutsche war bislang nicht polizeibekannt. Er war auch kein Patient der Klinik, in der die Tat geschah.

"Spiegel"-Recherchen zufolge richtete sich die Abneigung des Angreifers insbesondere gegen den bereits verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Dieser sei nach Aussage des 57-Jährigen in den Sechzigerjahren als Geschäftsführer des Chemiekonzerns Boehringer Ingelheim dafür verantwortlich gewesen, dass das Unternehmen Giftstoffe für den Vietnam-Krieg geliefert habe.

Zuhörer hielten Angreifer fest

Richard von Weizsäckers Sohn Fritz war am Dienstagabend in der Berliner Schlosspark-Klinik erstochen worden. Der 59 Jahre alte Chefarzt hielt im dortigen Tagungsraum der Abteilung für Psychiatrie gerade einen öffentlichen Vortrag, als er kurz vor 19 Uhr mit dem Messer angegriffen wurde. Für den Mediziner kam jede Hilfe zu spät. 

Laut Polizei überwältigte ein 33 Jahre alter Polizist, der privat vor Ort war, den Angreifer. Der Beamte wurde selbst schwer verletzt und in einem Krankenhaus operiert, ist aber nicht in Lebensgefahr. Mehrere der etwa 20 Menschen im Publikum halfen, den Angreifer festzuhalten. Ihm werden Mord und versuchter Mord vorgeworfen. Seine Wohnung in Rheinland-Pfalz wurde durchsucht. Der Verdächtige kommt nach dpa-Informationen aus Andernach. 

Die Schlosspark-Klinik, der Tatort des Verbrechens, legte ein Kondolenzbuch aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte der Mutter des Opfers, der einstigen First Lady Marianne von Weizsäcker, handschriftlich sein Beileid aus. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, es sei "ein entsetzlicher Schlag für die Familie von Weizsäcker". Die Anteilnahme der Bundeskanzlerin, sicher auch der Mitglieder der Bundesregierung insgesamt, gingen an die Witwe und die ganze Familie.

Quelle: ntv.de, ftü/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen