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Als Papabili ins Konklave Wer wird der nächste Papst?

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Unter den jetzigen Kardinälen ist er vermutlich bereits - der neue Papst.

Unter den jetzigen Kardinälen ist er vermutlich bereits - der neue Papst.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Mit dem Tod von Papst Franziskus rückt die Frage nach seinem Nachfolger in den Fokus. Die Namen von Kandidaten aus Italien, Afrika und Asien werden genannt. Wer hat die besten Chancen?

Der Papst ist tot und sofort stellt sich die Frage, wer wird der nächste Papst? Papst Franziskus hat in seinen Kardinalsernennungen einen Schwerpunkt auf Vertreter aus Lateinamerika, Asien und Afrika gelegt, was die Wahrscheinlichkeit eines nicht europäischen Papstes erhöht. Die letzten Päpste waren jedoch alle Nichtitaliener, Johannes Paul II. kam aus Polen, Benedikt XVI. aus Deutschland und schließlich Franziskus aus Argentinien. Das könnte dann doch wieder einem italienischen Kandidaten in die Karten spielen.

Parolin leitete die Rosenkranzgebete, als Papst Franziskus im Sterben lag.

Parolin leitete die Rosenkranzgebete, als Papst Franziskus im Sterben lag.

(Foto: picture alliance / Pacific Press)

Ein Name, der immer wieder fällt, ist der von Pietro Parolin. Der 70-jährige italienische Kardinalstaatssekretär gilt als aussichtsreicher Kandidat der Mitte. Er ist seit 2013 Mitglied des Kardinalrates (K9), der Papst Franziskus bei der Kurienreform beraten und unterstützen sollte. Er kennt den Vatikan und aus seiner Zeit im diplomatischen Dienst des Vatikans die Weltkirche sehr gut und steht für Kontinuität des Franziskus-Pontifikats, allerdings mit weniger kontroversen Reformen. So unterstrich er die Unveränderbarkeit des Wesens des Priestertums, sieht aber Anpassungsbedarf in der Ausübung.

Als "papabile", also papstfähig, gilt auch Matteo Zuppi. Der 69-Jährige ist Erzbischof von Bologna und seit 2021 Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, die eine der größten weltweit ist. Er war einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus, der ihn 2019 zum Kardinal ernannte. Ebenso wie Franziskus ist er eng mit der Gemeinschaft Sant'Egidio verbunden. Zuppi hat sich als geschickter Diplomat erwiesen, insbesondere 1992 bei der Wiederherstellung des Friedens in Mosambik, aber auch bei Missionen in Kuba, Guatemala und im Kosovo. Ihm wird die Fähigkeit nachgesagt, zwischen verfeindeten Lagern zu vermitteln und komplexe Konflikte zu lösen. Im April 2023 beauftragte Franziskus ihn, nach Wegen zu suchen, "die Spannungen im Konflikt in der Ukraine zu mildern" und "Wege zum Frieden" zu ermöglichen. Wegen seiner Freundlichkeit und Bescheidenheit ist Kardinal Zuppi bei vielen beliebt, seine enge Verbindung zu Franziskus könnte von konservativen Kardinälen aber auch als Nachteil gesehen werden.

Grech stammt aus Malta.

Grech stammt aus Malta.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Auch der aus Malta stammende Generalsekretär der Bischofssynode, Mario Grech, stand Papst Franziskus nahe. Der 67-Jährige war und ist verantwortlich für die Weltsynode zur Synodalität, ein Herzensanliegen von Papst Franziskus. Seine Funktion macht ihn bei allen Kardinälen bekannt, das könnte sich im Konklave als Vorteil erweisen. Grech gilt als freundlich, offen und kommunikativ, was für die Führung der Kirche als wichtig erachtet wird. Der Kardinal, der sowohl über eine theologische wie eine juristische Ausbildung verfügt, ist mit 67 Jahren im besten Papstalter und wird in verschiedenen Medien, darunter der Irish Times und der New York Post, als möglicher Papstkandidat genannt.

Ein weiterer Name, der häufig genannt wird, ist der des Luxemburgers Jean-Claude Hollerich, auch wenn er selbst diese Spekulationen als "Fantasien" zurückgewiesen hat. Hollerich, der 2019 von Franziskus ins Kardinalskollegium aufgenommen wurde, betonte 2022 in einem Gespräch mit der Luxemburger Tageszeitung "L'Essentiel": "Ich bin sehr gesellig, ich lese lieber ein gutes Buch, höre ein bisschen Musik oder treffe mich mit Freunden zu einem guten Essen. Das alles kann ein Papst nicht mehr." Ob sich der 66-Jährige dem Votum der Kardinäle entziehen könnte, steht auf einem anderen Blatt. Wie Papst Franziskus gehört auch Hollerich dem Jesuitenorden an, er spricht neben Luxemburgisch auch Deutsch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch und Japanisch. Wegen seiner für die Katholische Kirche extrem progressiven Auffassungen könnte er jedoch Schwierigkeiten haben, eine Zwei-Drittel-Mehrheit auf sich zu vereinen. Hollerich setzt sich unter anderem für Änderungen der katholischen Lehre zur Homosexualität und eine Überprüfung des Pflichtzölibats für Priester ein.

Peter Erdő gehört zu den konservativen Stimmen im Vatikan.

Peter Erdő gehört zu den konservativen Stimmen im Vatikan.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Als eher konservativer Kandidat wird Peter Erdő aus Ungarn gehandelt. Der inzwischen 72-Jährige hatte Anfang der 2000er Jahre eine Blitzkarriere hingelegt und war 2013 nach dem Rückzug von Papst Benedikt als "Ratzingerianer" schon einmal in der engeren Auswahl der "Papabili". Als ehemaliger Präsident der Europäischen Bischofskonferenz verfügt Erdő über ein breites internationales Netzwerk, er steht für einen konservativen Katholizismus und hält strikt an der kirchlichen Lehre fest. Der konservative Vordenker, Kardinal George Pell, hätte ihn gern an der Spitze der Weltkirche gesehen. Das macht Erdő für konservative Kreise interessant. Dass er sich selbst aus dem politischen Geschehen, aus Medien und Kontroversen, heraushält, könnte ihn wiederum auch für gemäßigte Kardinäle wählbar machen. Zugutekommen könnten Erdő als Kompromisskandidat der Respekt sowohl von liberalen als auch traditionellen Kirchenvertretern, seine Dialogbereitschaft und auch seine Sprachbegabung.

Noch konservativer und auch deutlich konfliktfreudiger ist Kardinal Fridolin Ambongo. Der 65-jährige Erzbischof von Kinshasa und Vorsitzende des gesamtafrikanischen Bischofsrats SECAM gilt als wichtigste Stimme der katholischen Kirche in Afrika. Er ist auch das einzige afrikanische Mitglied des neunköpfigen Kardinalrates und organisierte den afrikanischen Widerstand gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen, der dazu führte, dass es diese Segnungen in Afrika nicht geben wird. Es gelang ihm dennoch, das nicht wie einen Affront gegen Franziskus aussehen zu lassen. Gleichzeitig scheut er sich auch nicht, sich mit den politischen Eliten oder multinationalen Konzernen anzulegen und setzt sich aktiv für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit ein. Gegen eine Wahl Ambongos könnte sprechen, dass ihm jegliche internationale Erfahrung fehlt.

Umweltschutz ist auch Peter Kodwo Appiah Turkson aus Ghana ein besonderes Anliegen. Der 76-Jährige spricht sechs Sprachen und hat einen Ruf als glänzender Netzwerker im Vatikan mit internationalem Profil. Seit 2022 ist er Kanzler der päpstlichen Akademie der Wissenschaften und zeigt sich volksnah und medienaffin. Gleichzeitig teilt er viele konservative Positionen mit dem vorherigen Papst Benedikt XVI., wie beispielsweise die Ablehnung von Kondomen, was ihn für traditionelle Wähler attraktiv macht. Allerdings zeigen seine homophoben Äußerungen Kritikern zufolge, dass es ihm an Verständnis für komplexe Themen fehlt. Turkson machte beim letzten Konklave aus seinen Ambitionen, der erste schwarze Papst zu werden, keinen Hehl. Inzwischen könnte er aber zu alt sein.

Mit seinen inzwischen 67 Jahren ist Luis Antonio Tagle von den Philippinen keineswegs zu alt, allerdings sind seine Chancen auf die Papstwahl im Vergleich zu früheren Jahren wohl erheblich gesunken. 2013 war er eines der jüngsten Mitglieder des Konklaves, trotzdem trauten ihm einige das Amt zu. Als ehemaliger Erzbischof von Manila und Präsident von Caritas Internationalis hat er sowohl pastorale als auch administrative Erfahrungen gesammelt. Seine Entlassung als Präsident von Caritas Internationalis ließ aber die Zweifel an seiner Führungsstärke wachsen. Seine Herkunft aus Asien könnte ein Zeichen für die wachsende Bedeutung der Kirche in dieser Region sein, wo zwei Drittel der Weltbevölkerung leben und das Christentum trotz Herausforderungen wächst.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist der einzige Deutsche, dem das Amt zugetraut wird.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist der einzige Deutsche, dem das Amt zugetraut wird.

(Foto: picture alliance / Stefano Spaziani)

Spekuliert wird natürlich noch über weitere Namen, das Kardinalskollegium ist groß. Unter anderem wird Pierbattista Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, wegen seiner Erfahrung im Nahen Osten und seines vergleichsweise jungen Alters als interessanter Kandidat betrachtet. Als weiterer afrikanischer Anwärter gilt Robert Sarah aus Guinea. Und auch ein deutscher Name wird genannt: Gerhard Ludwig Müller. Der ehemalige Regensburger Bischof ist seit 2014 Kardinal, eher konservativ und mit 77 Jahren noch nicht zu alt.

Die endgültige Entscheidung wird ohnehin erst im Konklave getroffen, und oft kommt es dabei zu Überraschungen. Deshalb gibt es in Rom auch den Spruch, dass diejenigen, die als künftige Päpste ins Konklave hineingehen, als Kardinäle wieder herauskommen, also nicht gewählt werden. Beim letzten Konklave 2013 wurde der Name von Jorge Mario Bergoglio zwar vorab genannt. Dem Mann, der schließlich im fünften Wahlgang die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erreichte, wurden aber lediglich Außenseiterchancen eingeräumt.

Quelle: ntv.de

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