Panorama

Wenn die Hurrikane kommen Ölkatastrophe könnte sich ausweiten

In der atlantischen Hurrikansaison 2009 wirbelten drei Hurrikane an den US-Küsten entlang.

In der atlantischen Hurrikansaison 2009 wirbelten drei Hurrikane an den US-Küsten entlang.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Aktuell besteht für die US-Küsten noch keine Hurrikan-Gefahr. Doch wenn die Stürme kommen, könnte das schlimme Folgen für das Ölkatastrophengebiet haben. Das ausgelaufene Öl könnte sich weiter verbreiten und vermehrt an die Küsten gespült werden, glaubt n-tv Meteorolge Björn Alexander. Auch die tieferen Meeresschichten wären bedroht.

n-tv.de: Die Hurrikan-Saison an den US-Küsten hat begonnen: Wie schlimm wird es dieses Jahr?

Björn Alexander: Wir als Wetterredaktion betreiben natürlich keine eigenen Prognosen für die Häufigkeit von Hurrikanen. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass derartige Langfristprognosen generell gewisse Ungenauigkeiten besitzen. Und unter dieser Prämisse betreiben die entsprechenden Institute in den USA beispielsweise Vorhersagen für den Verlauf der Saison. Summa summarum sehen diese einen überdurchschnittlichen Verlauf für die 2010er Saison. Hier werden unter anderem acht bis 14 Hurrikane prognostiziert. Wie die oben genannten Ungenauigkeiten aussehen können, zeigt uns allerdings eine Vorhersage für die 2009er Saison. Prognostiziert wurden in etwa neun bis 14 benamte Stürme, davon vier bis sieben Hurrikane. Tatsächlich gab es neun Stürme mit Namen, davon drei Hurrikane.

Ist im Golf von Mexiko, dem Ort der Ölpest, gerade etwas im Anmarsch?

Bislang gab es noch keinen Hurrikan und aktuell ist auch keine Sturmaktivität zu verzeichnen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr bildete sich der erste Tropensturm auch erst Anfang August. In der extrem starken Saison 2005 mit "Katrina" oder "Wilma" brachte der Juni bereits zwei Tropenstürme und im Juli folgten alsbald drei Hurrikane.

Was würde ein solcher Hurrikan für die ölverpestete Küste bedeuten?

Das ist bis ins Detail kaum zu prognostizieren. Generell erfolgt natürlich eine weitere Verteilung des bisher ausgelaufenen Öls. Aufgrund der durchschnittlichen Zugbahn der Stürme im Golf von Mexiko, die sehr häufig an die US-amerikanische Südküste verläuft, ist dabei zu erwarten, dass das Öl vermehrt an die Küste geschwemmt wird. Durch den meterhohen Wellengang werden die Küsten aber auf jeden Fall in der Tiefe noch weiter mit Öl bedeckt. Auch die Mündungsbereiche der Flüsse können noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Barrieren oder Reinigungsarbeiten wären in diesen Sturmphasen unmöglich.

Wie beeinflusst ein Hurrikan die Strömungen des Wassers?

Das Wasser im Bereich solcher Stürme wird nicht nur oberflächlich aufgewühlt. Auch in der Tiefe sorgen Hurrikane für Durchmischung. Ein Hurrikan sorgt nämlich - dadurch dass er kaltes Tiefenwasser nach oben wühlt - zunächst einmal für eine deutliche Abkühlung der Wasseroberfläche. Nach dem Durchzug eines Sturmes kann sich das Wasser durchaus um bis zu fünf Grad abkühlen. Auf der anderen Seite wird dadurch das oberflächlich treibende Öl wieder bis in tiefere Schichten geführt. Dadurch können wir immer weniger abschätzen, wo sich wie viel Öl im Meer befindet. Sowohl an der Oberfläche als auch in der Tiefe.

Welche Windstärken kann ein Hurrikan erreichen?

Ein tropischer Sturm wird zu einem Hurrikan der Kategorie eins - nach der Saffir-Simpson-Skala, die zur Klassifikation der Stürme dient - wenn die mittlere Windgeschwindigkeit über 118km/h liegt. Die höchste Kategorie fünf erreicht ein Hurrikan, wenn der Mittelwind bei über 249km/h liegt. Der Kerndruck ist dann bei unter 920hPa und die Wellenhöhe erreicht über 5,50 Meter.Die maximalen Windgeschwindigkeiten bei solchen Major-Hurrikans kann durchaus bei über 300km/h liegen. Bei "Wilma" im Jahr 2005 waren es zum Beispiel geschätzte 350km/h.

Ist es vorstellbar, dass unter Hurrikan-Bedingungen etwa noch die Reparaturarbeiten über dem defekten Bohrloch stattfinden?

Björn Alexander

Björn Alexander

Das kann ich mir eigentlich kaum vorstellen. Denn meines Wissens nach wird bei Hurrikan-Warnungen die Arbeit auf Ölplattformen eingestellt. Das kommt aber sicherlich auch auf die Stärke des Hurrikans und die genaue Zugbahn an. Denn ein Hurrikan hat stärkere und schwächere Sektoren. Je nachdem, wo der Kern des Sturm entlang zieht.

Bis wann geht die Hurrikan-Saison?

Die atlantische Hurrikan-Saison geht offiziell noch bis zum 30. November. Jedoch kann es auch danach gelegentlich noch Stürme geben. Wie in der außergewöhnlich starken Saison 2005, in der sich Tropensturm "Zeta" erst am 30.12.2005 auf dem offenen Atlantik bildete.

Quelle: ntv.de, Mit Björn Alexander sprach Jochen Müter

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