Schweres Artilleriefeuer, 30 Tote 2000 Taliban stehen vor Kundus
27.04.2015, 15:38 Uhr
Die Sicherheitsverantwortung in der Provinz Kundus nwurde vor eineinhalb Jahren an die Afghanen übergeben. Seither gibt es immer wieder Berichte über Geländegewinne der Taliban. (Foto: Bombenanschlag in der Provinz Kundus, Februar 2015)
(Foto: imago/Xinhua)
Immer weiter rücken die Taliban in Afghanistan vor - auch im ehemals deutschen Kommandogebiet. Eineinhalb Jahre nach dem Abzug der Bundeswehr stehen sie nun offenbar kurz vor der Eroberung der ehemaligen Islamisten-Hochburg Kundus.
Schon seit Jahren starten die Taliban nach den kalten Wintermonaten im Frühjahr eine Offensive, um ihre Macht am Hindukusch auszuweiten. Jetzt stehen sie offenbar vor der Einnahme der Stadt Kundus. Aufständische seien bereits in den Stadtbezirk Gul Tepa vorgedrungen, teilten Vertreter der Provinzregierung mit. Rund sechs Kilometer südlich der Stadt werde gekämpft. In der Stadt sei schweres Artilleriefeuer der afghanischen Streitkräfte zu hören.
"Etwa 2000 Aufständische kämpfen rund um das Zentrum des Bezirks gegen unsere Soldaten", sagte der Gouverneur des Bezirks Imam Saheb in der Provinz Kundus, Imamuddin Koraischi. Angesichts der Lage in Kundus habe Präsident Aschraf Ghani eine Reise nach Indien verschoben, hieß es aus Regierungskreisen.
Bei den Gefechten seien 30 Kämpfer und Soldaten getötet worden. Auch in der gleichnamigen Provinz sind die Taliban auf dem Vormarsch. Sollte nicht bald Verstärkung eintreffen, drohe der Bezirk an die Taliban zu fallen, warnte Koraischi. Bereits am Wochenende hatte es schwere Kämpfe in der Provinz gegeben. Die Verstärkung sei bereits in Kundus eingetroffen und werde derzeit auf verschiedene Gebiete verteilt, sagte Provinzgouverneur Omar Safi.
"Schlimmste Situation seit 2002"
Die Bundeswehr zog im Herbst 2013 nach zehn Jahren aus der Unruhe-Provinz ab. Die Region war jahrelang der gefährlichste Einsatzort der Bundeswehr, wo zeitweise bis zu 1900 deutsche Soldaten stationiert waren. Nirgendwo anders seit dem Zweiten Weltkrieg wurden so viele deutsche Soldaten im Gefecht und bei Anschlägen getötet. Viele Afghanen kritisierten den Abzug der Bundeswehr als verfrüht und äußerten die Sorge, die Taliban könnten wieder Boden gutmachen, sobald die Deutschen weg sind.
Die Sicherheitslage hatte sich seit dem Abzug der Bundeswehr immer weiter verschlechtert. "Das ist die schlimmste Situation in Kundus seit 2002", warnte jüngst der Vizegouverneur Hamdullah Daneschi. "Die Taliban sind stärker geworden und sie werden die gesamte Provinz erobern, wenn unsere Sicherheitskräfte nicht Unterstützung aus der Hauptstadt erhalten."
Quelle: ntv.de, dsi/rts/dpa