Jährliche Kosten von 90 Mrd Euro 300.000 Tote durch Klimawandel
29.05.2009, 15:38 UhrDer Klimawandel ist in vollem Gange und hinterlässt verheerende Folgen: Nach einer aktuellen Studie leiden bereits jetzt 300 Millionen Menschen, zudem verursacht der Klimawandel pro Jahr fast 90 Milliarden Euro an Kosten. Das geht aus einem Bericht zur Auswirkung des Klimawandels hervor, den der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan in London vorstellte. Demnach sterben pro Jahr 300.000 Menschen an den Folgen der Erderwärmung.

Die Sommer sind zu trocken, die Winter sind zu warm: Ein Maisfeld in Brandenburg.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Durch eine zerstörte Umwelt und daraus folgender Mangelernährung und Krankheiten könne der Klimawandel bis zum Jahr 2030 sogar jährlich den Tod einer halben Million Menschen verursachen.
Annan bezeichnete den Klimawandel als "größte Herausforderung der Menschheit unserer Zeit". Der Bericht wurde vom "Global Humanitarian Forum" erstellt, einer von Annan geleiteten internationalen Organisation, die zur Bewältigung humanitärer Herausforderungen gegründet wurde.
Weitere Konferenz in Bonn
Rund 3000 Teilnehmer aus aller Welt kommen zu einer weiteren Runde der schwierigen UN-Klimaverhandlungen in Bonn zusammen. Sie beraten von Pfingstmontag an für zwölf Tage über die Zukunft des globalen Klimaschutzes und ein neues Abkommen. Das Vertragswerk soll Ende des Jahres in Kopenhagen beschlossen werden. Der Bonner Vorkonferenz liegen Verhandlungstexte mit noch vielen offenen Punkten vor. Die Erwartungen sind gedämpft: Mehr als bestenfalls erste Annäherungen sind nach Ansicht von Beobachtern nicht zu erwarten.

Die Kombo der Satellitenaufnahmen von September 1979 (oben) und September 2005 zeigt das Schmelzen der Eisfläche am Nordpol.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Es wurden noch drei weitere UN-Vorkonferenzen in den nächsten Monaten angesetzt, um im Dezember in Kopenhagen zu einer Lösung zu kommen - auch auf Ebene der Staats- und Regierungschefs. Ziel ist ein Nachfolgepakt für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll zur Verminderung klimaschädlicher Treibhausgase.
Düstere Prognose aus den USA
Unklar ist noch das Ausmaß der künftigen Minderung von Treibhausgasen – hier haben sich die Industrieländer noch nicht auf gemeinsame Zielvorgaben bis 2020 verständigt. Auch die Finanzierung von klimafreundlichen Technologien und von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels in ärmeren Ländern ist noch ungelöst.

Tausende Menschen demonstrieren in Australien für entschiedenes Handeln gegen den Klimawandel.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Eine Schlüsselrolle bei den Verhandlungen kommt den USA zu. Nach US-Einschätzung wird der CO2-Ausstoß bis 2030 um knapp 40 Prozent wachsen, wenn keine wirksamen Gegenmaßnahmen getroffen werden. Vor allem durch die steigende Nachfrage von Schwellen- und Entwicklungsländern werde der Energiebedarf in dem Zeitraum zwischen 2006 und 2030 um 44 Prozent wachsen, heißt es in einer Studie der staatlichen Energie-Informationsbehörde (EIA). Trotz der zunehmenden Bedeutung von erneuerbaren Energien bleibe dabei der Anteil fossiler Brennstoffe wie Öl und Kohle weiter hoch. Zusammen mit China sind die USA mit ihrem Ausstoß an Treibhausgasen der weltgrößte Klimasünder.
CO2-Ausstoß in Europa sinkt
Derweil ist der Treibhausgas-Ausstoß der Europäischen Union im dritten Jahr in Folge gesunken. Wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte, gingen die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) in den 27 Mitgliedsländern zwischen 2006 und 2007 um 1,2 Prozent zurück. In den 15 alten EU-Ländern betrug das Minus sogar 1,6 Prozent. Die Kommission sieht Europa damit auf einem guten Weg zur Erfüllung seiner Klimaziele.
Nach dem UN-Klimaschutzabkommen von Kyoto müssen die 15 alten EU-Staaten ihren Treibhausgas-Ausstoß bis 2012 um acht Prozent senken. Davon sind inzwischen fünf Prozent erreicht. Deutschland hat die Treibhausgase nach den Angaben um 22,4 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert und das Kyoto-Ziel von minus 21 Prozent damit bereits erfüllt. Wesentlich dazu beigetragen hat die Abwicklung der ostdeutschen Industrie nach der Wende. Auch Länder wie Großbritannien, Frankreich oder Schweden stehen gut da.
Südeuropa hinkt hinterher

Zum Schutz vor zu viel Sonne wurden im Sommer 2008 rund 6000 Quadratmeter des Schneefernergletschers an der Zugspitze mit Planen abgedeckt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zu den Klima-Sorgenkindern gehören Spanien, Italien und Österreich. In Spanien nahm der CO2-Ausstoß bis 2007 um 52,6 Prozent zu. Erlaubt ist bis 2012 aber nur ein Plus von 15 Prozent. Österreich stieß 11,3 Prozent mehr Treibhausgase aus, Ziel ist ein Minus von 13 Prozent.
Noch zu wenig von Obama
Washington hat beim Kyoto-Protokoll nicht mitgemacht. Der neue US-Präsident Barack Obama hat inzwischen aber eine führende Rolle der USA beim weltweiten Klimaschutz angekündigt und erste eigene Vorschläge zur Emissionsminderung gemacht. Bislang bewegen sich die Vorschläge jedoch weit unter den Forderungen anderer Länder, von Umweltverbänden und auch den Empfehlungen aus der Wissenschaft zum Abbremsen der Erderwärmung.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/ppo