Politik

"Sicherheit bis zur letzten Minute" AKW Emsland darf wieder ans Netz

Liefert laut Betreiber Strom für 3,5 Millionen Haushalte: Das AKW Emsland aus der Luft. (Archivbild).

Liefert laut Betreiber Strom für 3,5 Millionen Haushalte: Das AKW Emsland aus der Luft. (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einem Leck im Inneren der Anlage muss das Kernkraftwerk Emsland für einige Tage vom Netz. Anders als zunächst vorgesehen soll es erst nach Ostern wieder Strom liefern. Kritiker fordern das endgültige Aus für den 27 Jahre alten Meiler.

Das wegen einer undichten Leitung vom Netz genommene Atomkraftwerk Emsland in Lingen wird wieder hochgefahren. Die defekte Dichtung einer Armatur sei repariert worden, erklärte RWE-Sprecher Lothar Lambertz. Allerdings werde die Anlage voraussichtlich erst am Dienstag nach Ostern wieder Strom ins Netz einspeisen, hieß es.

Zunächst war der Betreiber der Anlage von einem Wiederanfahren am Ostersonntag gegen Mittag ausgegangen. Der Zeitplan hänge jedoch vom Ergebnis der Prüfungen ab, sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Die Überprüfung der Anlage werde von Mitarbeitern des Ministeriums kontrolliert.

Seit dem jüngsten Zwischenfall fordern Anti-Atomkraft-Initiativen die sofortige Abschaltung des Kraftwerks. Der Betreiber RWE und die Atomaufsicht in Hannover müssten das Kernkraftwerk umgehend vom Netz nehmen, bevor es wegen fortschreitender Materialermüdung zu weiteren Pannen und Problemen komme, verlangten mehrere Initiativen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz.

An dem 27 Jahre alten Reaktor habe es bereits 2012 Leckagen am Entwässerungs- sowie am nuklearen Abwasseraufbereitungssystem gegeben. 2013 sei es sogar zu einem kleinen Feuer gekommen. Bereits im November 2014 hatten die Initiativen nach eigenen Angaben eine Resolution zur sofortigen Stilllegung auf den Weg gebracht. Durch den jüngsten Vorfall sehen sie sich in ihren Befürchtungen bestätigt.

"Sicherheit bis zur letzten Minute"

Nach Ansicht von Landesumweltminister Wenzel erfordern die älteren Anlagen tatsächlich gerade auch in der Restlaufzeit ein "besonderes Maß an Vorsicht". "Unsere Prüfungen müssen dafür sorgen, dass die Sicherheit bis zur letzten Minute gewährleistet ist". Das Atomkraftwerk Emsland soll 2022 als letzter niedersächsischer Atomreaktor vom Netz gehen.

Die Anlage war am Karfreitag nach einem meldepflichtigen Vorfall heruntergefahren worden. Der Vorfall habe nicht zu einer Gefährdung der Mitarbeiter, der Umgebung oder der Anlage geführt, sagte Lambertz. Alle Maßnahmen seien in Abstimmung mit Behörde und Gutachter erfolgt.

Fehlerkategorie: "normal"

Die Kleinstleckage sei wie zuvor vermutet an einer Probenahmeleitung des Primärkreises festgestellt worden, hieß es. Das Vorkommnis werde gemäß den deutschen Meldekriterien in die Kategorie N (normal) eingestuft und der Behörde fristgerecht gemeldet.

Das niedersächsische Umweltministerium hatte am Karfreitag mitgeteilt, dass das Atomkraftwerk Emsland "aufgrund einer durch dafür vorgesehene Messgeräte festgestellten Kleinstleckage (...) vorsorglich zur Fehlersuche vom Netz getrennt" werden musste. Radioaktivität trat bei dem Vorfall demnach nicht aus.

Derzeit zählt die Anlage bei Lingen noch zu den zentralen Stützen der deutschen Stromversorgung. Nach Angaben des Energiekonzerns RWE produziert der 1400 Megawatt-Block des Kernkraftwerks "jährlich rund elf Milliarden Kilowattstunden Strom bei einer Zeit- und Arbeitsverfügbarkeit von über 90 Prozent". Der Meiler wurde 1988 in Betrieb genommen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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