Gegen unabhängiges Katalonien Abspaltungs-Gegner füllen die Straßen
08.10.2017, 16:19 Uhr
Seit Tagen gibt es in Spanien Proteste von Befürwortern und Gegnern der katalanischen Unabhängigkeitspläne. Immer mehr Menschen treibt es auf die Straßen. Nun sind es über 300.000, die in Barcelona für die Einheit des Landes demonstrieren.
Es ist das Wochenende der Großdemonstrationen in Spanien: Hunderttausende Menschen haben in der katalanischen Regionalhauptstadt Barcelona gegen eine Unabhängigkeitserklärung demonstriert. Die Polizei schätzte die Zahl der Kundgebungsteilnehmer am Sonntagnachmittag auf 350.000. Die Veranstalter sprachen sogar von bis zu 950.000 Teilnehmern.
Auf dem zentralen Urquinaona-Platz sangen sie "Viva España" und schwenkten mit spanischen und katalanischen Flaggen. Banner trugen die Aufschriften: "Katalonien ist Spanien" und "Gemeinsam sind wir stärker". Der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa sagte in einer Rede, die spanische Demokratie werde jeder "Unabhängigkeitsverschwörung" standhalten.
"Wir haben vielleicht zu lange geschwiegen", sagte einer der Demonstranten, der 44-jährige Maler Alejandro Marcos. "Die Einheit Spaniens steht nicht zur Wahl - sie muss verteidigt werden", hieß es auf einem Schild der Demonstranten. Organisiert wurde die Kundgebung von einer Gruppe, die sich "Katalanische Zivilgesellschaft" nennt und nach eigenen Angaben "die schweigende Mehrheit" der Katalanen mobilisieren will. Auch aus anderen Regionen Spaniens waren Teilnehmer in Dutzenden von Bussen und Zügen angereist.
Bereits am Samstag gab landesweit große Demonstrationen für die Einheit Spaniens. In Madrid und Barcelona versammelten sich Zehntausende Befürworter eines Dialogs zwischen Madrid und der katalanischen Regionalregierung vor den Rathäusern. Bei einem "patriotischen Marsch" in Madrid für Spaniens Einheit schwenkten die Menschen spanische Flaggen und beschimpften die katalanische Führung.
Rajoy bleibt hart
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy ist strikt gegen eine Unabhängigkeit Kataloniens und zeigt sich in dem Streit kompromisslos. Er drohte mit dem Entzug des Autonomiestatus Kataloniens. Der Chef der Regionalregierung, Carles Puigdemont, kündigte für Dienstag eine Rede vor dem Parlament in Barcelona an. Nach Angaben eines Abgeordneten soll dann die Unabhängigkeitserklärung angenommen werden.
Bei dem vom Verfassungsgericht für illegal erklärten Referendum vor einer Woche waren nach Angaben der Behörden mehr als 90 Prozent der abgegebenen Stimmen für die Unabhängigkeit. Demnach nahmen 43 Prozent der Wahlberechtigten teil. Viele der Unabhängigkeitsgegner blieben den Wahlurnen fern.
Quelle: ntv.de, hul/rts/AFP/dpa