Politik

Muslimbrüder führen Ägypten-Wahl auf Schlussetappe

Nach Jahrzehnten der Diktatur versuchen sich die Ägypter in der Demokratie.

Nach Jahrzehnten der Diktatur versuchen sich die Ägypter in der Demokratie.

(Foto: REUTERS)

Der ägyptische Wahl-Marathon biegt auf die Zielgerade ein. In einem nun gestarteten dritten Schritt ist das letzte Drittel der Ägypter zur Stimmabgabe aufgerufen. Nach den bisherigen Zwischenergebnissen deutet alles auf einen klaren Sieg der Muslimbrüder und der Salafisten hin. Mit einem Gesamtergebnis wird noch im Laufe des Januars gerechnet.

In Ägypten hat die dritte und letzte Etappe der langwierigen Parlamentswahl begonnen. Gewählt wird diesmal unter anderem auf der Sinai-Halbinsel und im Nildelta. In der kommenden Woche ist eine Stichwahl in den Bezirken geplant, in denen keiner der Direktkandidaten im ersten Durchgang die absolute Mehrheit erreicht.

Der jetzt begonnene Wahlgang wird zwei Tage dauern und umfasst vorwiegend ländliche Provinzen, in denen die Zugehörigkeit der Kandidaten zu einem bestimmten Clan von den Wählern oft stärker beachtet wird als deren politische Aussagen.

Ansturm im Norden, wenige Wähler im Süden

Vor allem in der Provinz Nord-Sinai war der Andrang vor den Wahllokalen schon am Morgen groß. Zur Stimmabgabe kamen viele potenzielle Wähler der islamistischen Parteien - Frauen mit Gesichtsschleier sowie Männer mit kurzen Gewändern und Vollbärten. In der Region, die wesentlich ärmer ist als der Süd-Sinai mit seinen Touristenzentren, kommt es häufig zu Konfrontationen zwischen Beduinen, Islamisten, Schmugglern und den staatlichen Sicherheitskräften.

In der südliche Provinz Kena gingen dagegen am Morgen nur wenige Menschen zur Wahl. Einige Wahllokale öffneten verspätet, weil die Stimmzettel nicht rechtzeitig geliefert wurden.

Neuer Präsident bis Ende Juni

Bei den ersten Wahlen seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak im Februar werden zwei Drittel der Parlamentssitze über Parteilisten vergeben und ein Drittel an Direktkandidaten. Aus den ersten beiden Teilabschnitten der Wahl gingen die Muslimbrüder und die fundamentalistischen Salafisten mit insgesamt 65 Prozent der Stimmen als klare Sieger hervor. Die Liberalen und Linken spielten nur eine marginale Rolle.

Der Urnengang erfolgt in drei Etappen, zuerst wurde unter anderem in den Großstädten Kairo und Alexandria gewählt. Das Endergebnis wird im Laufe des Januars erwartet. Bis Ende Februar sollen dann die Mandate für das Oberhaus, den Schura-Rat, vergeben werden. Nach der Wahl sollen beide Parlamentskammern eine Kommission wählen, die eine neue Verfassung ausarbeiten soll. Bis Ende Juni sollen die Ägypter dann auch einen Präsidenten wählen. Danach will der derzeit herrschende Militärrat die Macht an eine Zivilregierung abgeben.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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