Überall Polizei, Schulen geschlossen Ägypten bereitet sich auf Wahl vor
23.05.2012, 03:58 Uhr
Es wird Zeit für einen neuen Präsidenten.
(Foto: dpa)
Es ist die erste Präsidentenwahl in Ägypten, bei der der Sieger nicht im Voraus feststeht. Zwei Tage lang sind 50 Millionen Einwohner des Nillandes aufgerufen, in die Wahllokale zu gehen. Nicht zum letzten Mal: Aller Voraussicht nach müssen sie im Juni erneut zur Stichwahl.
Unter den wachsamen Augen des Militärs wählen die Ägypter an diesem Mittwoch einen neuen Präsidenten. Er wird die Nachfolge von Husni Mubarak antreten, der im Februar 2011 nach der "Tahrir-Revolution" zurücktreten musste. Seitdem herrscht in Ägypten ein Militärrat. Die erste Runde der Wahl, bei der sich die rund 50 Millionen Wähler zwischen zwölf Kandidaten entscheiden müssen, dauert zwei Tage.
Ursprünglich hatten sich angemeldet. Rund die Hälfte von ihnen wurde von der Wahlkommission aus unterschiedlichen Gründen jedoch . sagen seit Wochen immer wieder andere als Favoriten voraus. Das erste Ergebnis der Wahl ist also kaum zu prognostizieren.

Im Hauptquartier der Kampagne von Amro Mussa werden T-Shirts bereitgelegt - in der Hoffnung, noch ein paar Wähler so zu erreichen.
(Foto: REUTERS)
Zwei islamistische und zwei säkulare Kandidaten werden als die aussichtsreichsten gehandelt. Der Muslimbruder Mohammed Mursi gilt als blass. Begeistern kann eher der unabhängige Islamist Abd al-Munim Abu al-Futuh, der mit moderaten islamischen Staatsvorstellungen, Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung für sich wirbt. Auf der anderen Seite stehen der ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga, Amro Mussa, und der ehemalige Regierungschef unter Mubarak Ahmad Schafik.
Was hat der künftige Präsident überhaupt zu sagen?
Beobachter gehen davon aus, dass keiner der Bewerber bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen wird. Dann wird am 16. und 17. Juni eine Stichwahl fällig. Welche Machtbefugnisse der Nachfolger Mubaraks haben wird, ist noch unklar, weil demnächst eine Verfassungsreform ansteht.
Mubarak, sein Sohn Gamal und verschiedene andere Ex-Funktionäre dürfen laut einer Mitteilung der Wahlkommission nicht wählen. Um Sabotageakte und Gewalt vorzubeugen, wurden Soldaten und Polizisten vor wichtigen staatlichen Einrichtungen postiert. Die Schulen bleiben an beiden Wahltagen geschlossen.
Islamisten unterstützen sich nicht gegenseitig
Die ägyptische Nachrichtenwebsite "youm7" meldete, der unabhängige islamistische Kandidat Mohammed Awa habe es abgelehnt, auf seine Kandidatur zu verzichten. Angeblich soll ihm die Muslimbruderschaft vorgeschlagen haben, sich zugunsten ihres Kandidaten Mohammed Mursi aus dem Rennen zurückzuziehen. Im Gegenzug sollen sie Awa den Posten des Generalstaatsanwalts sowie die Übernahme der Kosten für seine Kampagne angeboten haben.
Den jetzt noch herrschenden Generälen um Generalfeldmarschall Hussein Tantawi geht es vor allem darum, dass der neue Präsident ihre Privilegien nicht antastet. Alle bisherigen Präsidenten Ägyptens stammten aus der Armee.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa