Videobotschaft aus dem Gefängnis Al-Dschasira-Reporter ruft um Hilfe
15.05.2014, 12:34 Uhr
Man sieht Abdullah al-Schami die neun Monate Haft deutlich an.
Seit Monaten sitzen Reporter von Al-Dschasira International in Kairo im Gefängnis - ohne Anklage. Einem der Inhaftierten gelingt es, eine Videobotschaft nach draußen zu schleusen. Sie ist ein Hilferuf und Dokument für den Zustand der ägyptischen Justiz.
Ein seit neun Monaten in Ägypten inhaftierter Reporter des Nachrichtensenders Al-Dschasira hat einen verzweifelten Hilferuf aus dem Gefängnis geschickt. In einer Video-Botschaft, die Unterstützer im Internet veröffentlicht haben, sagt der Ägypter Abdullah al-Schami, er werde ohne Anklage festgehalten. "Ich habe meine Arbeit als Reporter gemacht", sagt der durch Haft und Hunger sichtlich angegriffene Schami. Der junge Mann befindet sich nach eigenen Angaben seit Januar im Hungerstreik.
Al-Schami war im August 2013 in Kairo festgenommen worden, während er für den arabischen Nachrichtensender über die gewaltsame Räumung eines Protestlagers der Muslimbrüder auf dem Rabia-al-Adawija-Platz berichtete.
In dem Video sagt er seine Botschaft zuerst in arabischer, dann in englischer Sprache auf. "Ich werde seit 266 Tagen festgehalten, ohne dass es eine Anklage gibt und ohne dass ich eine Straftat begangen habe", klagt der Journalist. Und die Behörden wüssten das.
Schami berichtet weiter, er habe mehrfach darum gebeten, dass er einen unabhängigen Arzt sehen könne. Doch das sei ihm verweigert worden. Auch im Gefängnis habe es keinerlei medizinische Hilfe gegeben. "Dies ist eine Aufnahme für die Geschichte", sagt Schami zum Schluss. Er wolle seinen Zustand dokumentieren. "Falls mir etwas zustößt, was auch immer es sein mag, dann halte ich hier fest: Das ägyptische Regime ist dafür verantwortlich."
Prozess in Kairo geht weiter
In der ägyptischen Hauptstadt läuft seit Ende Februar ein Prozess gegen 17 Journalisten von Al-Dschasira International. Am heutigen Donnerstag soll er fortgesetzt werden. Ein Urteil wird noch nicht erwartet. In dem Verfahren sind insgesamt 17 Menschen angeklagt, unter ihnen der australische Fernsehreporter Peter Greste und der ägyptisch-kanadische Chef des Senderbüros in Kairo, Mohammed Fahmi.
Ihnen wird vorgeworfen, "falsche Nachrichten" über die Lage in Ägypten verbreitet und "Terroristen" geholfen zu haben. Das Verfahren wird von internationalen Menschenrechtsorganisationen und Journalistenverbänden scharf kritisiert.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa