Politik

Gräueltaten im Ukraine-Konflikt Amnesty prangert Hinrichtungen an

Gräber von pro-russischen Separatisten. Auf dem Schild steht: "Soldat Nummer 3"

Gräber von pro-russischen Separatisten. Auf dem Schild steht: "Soldat Nummer 3"

(Foto: REUTERS)

Gezielte Tötungen, aber keine Massengräber: Amnesty International wirft den verfeindeten Parteien in der Ukraine illegale Hinrichtungen vor. Berichte über Massentötungen sollen aber falsch oder übertrieben sein.

Amnesty International sieht keine überzeugenden Beweise für Massentötungen oder Gräber im umkämpften ostukrainischen Donezk. Das geht aus einem neuen Bericht hervor mit dem Titel "Summary killing during the conflict in eastern Ukraine". Stattdessen sei die Organisation auf die Leichen von vier männlichen Zivilisten in zwei Gräbern in der Nähe des Dorfes Komunar gestoßen.

Mit Berichten über etwa 400 im Konfliktgebiet gefundene Leichen von Zivilisten hatten die Separatisten Ende September Druck auf die Führung in Kiew gemacht. Danach befanden sich die Gräber in Gebieten, die zuvor von der ukrainischen Armee beherrscht worden waren. Russland hatte daraufhin ein Verfahren wegen Völkermords gegen die Ukraine eingeleitet.

Gräueltaten auf beiden Seiten

In dem Bericht über Hinrichtungen wirft die Organisation sowohl prorussischen als auch proukrainischen Kräften falsche Angaben über die Gräueltaten der jeweils anderen Seite vor. "Es gibt keine Zweifel an illegalen Hinrichtungen und Gräueltaten, die von pro-russischen Separatisten und ukrainischen Milizen in der Ostukraine begangen worden sind. Es ist jedoch schwierig, das Ausmaß festzustellen", sagt Jovanka Worner Ukraine-Expertin von Amnesty International.

Am 23. September 2014 hatten russische Medien über die Entdeckung von Massengräbern in Komunar und Nyzhna Krynka (Donetzker Gebiet) berichtet. Dieses Gebiet war kurz zuvor noch von ukrainischen Milizen kontrolliert worden. Der russische Außenminister Sergei Lavrov berichtete später von 400 Leichen in diesen Massengräbern.

Eine Delegation von Amnesty International war am 26. September 2014 vor Ort und fand unter anderem Beweise, dass vier Männer von ukrainischen Milizen außergerichtlich hingerichtet wurden. Die Leichen wurden in zwei Gräbern in der Nähe des Dorfes Komunar gefunden. "Viele der schockierenden Fälle, die insbesondere von russischen Medien veröffentlicht wurden, sind enorm übertrieben", sagt Worner. "Es gibt keine überzeugenden Beweise für Massentötungen oder Gräber. Wir haben in einzelnen Fällen Hinrichtungen gesehen, die Kriegsverbrechen sein könnten." Amnesty fordert, dass beide Seiten Untersuchungen einleiten und die Verbrechen aufklären.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP

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