"Systematische Prostitution" Anklägerin fordert sechs Jahre Haft für Berlusconi
13.05.2013, 16:30 Uhr
Im Prozess um angebliche Sex-Partys von Italiens Ex-Regierungschef Berlusconi rückt ein Urteil immer näher. In ihrem Plädoyer macht die Chefanklägerin klar: Sie will, dass der Politiker für sechs Jahre hinter Gitter kommt. Außerdem solle er keine öffentlichen Ämter mehr ausüben dürfen.
Im Prozess um angebliche Sexpartys hat die Chefanklägerin sechs Jahre Haft für den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gefordert. Außerdem dürfe der Politiker keine öffentlichen Ämter mehr übernehmen, verlangte Staatsanwältin Ilda Boccassini. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie den 76-Jährigen für schuldig hält. In seiner Villa Arcore habe es "systematische Prostitution" gegeben, erklärte sie.
Berlusconi habe auch sehr wohl gewusst, dass seine Sex-Partnerin "Ruby" zu dem Zeitpunkt noch minderjährig gewesen sei, so die Anklage. Für die Abende in Arcore sei Geld direkt von ihm an die junge Frau gegangen.
Mit dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft wurde der "Ruby"-Prozess nach einer mehr als zweimonatigen Unterbrechung in Mailand fortgesetzt. Es wird erwartet, dass die Verteidigung auf Freispruch auf der ganzen Linie plädiert.
Sex mit einer Minderjährigen und Amtsmissbrauch
Die Anklage wirft Berlusconi unter anderem Sex mit minderjährigen Prostituierten vor. Im Zentrum des "Ruby"-Prozesses steht die damals 17 Jahre alte Marokkanerin Karima El Marhoug, auch unter dem Künstlernamen Ruby Rubacuori bekannt, mit der Berlusconi bezahlten Sex gehabt haben soll. Beide bestritten dies.
Die Staatsanwaltschaft legt Berlusconi außerdem Amtsmissbrauch zur Last, weil er "Ruby" im Frühjahr 2010 mit einem Anruf in Mailand vor Schwierigkeiten mit der Justiz bewahren wollte. Berlusconi gab an, er habe sie für eine Verwandte des damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak gehalten und diplomatische Verwicklungen mit Kairo vermeiden wollen.
Ein erstinstanzliches Urteil um die angeblichen wilden "Bunga-Bunga"-Nächte in Berlusconis Villa bei Mailand könnte damit noch in diesem Monat kommen. Es ist einer von mehreren Prozessen, in denen Berlusconi angeklagt ist. Vergangene Woche erst war er wegen Steuerbetrugs erneut verurteilt worden.
Quelle: ntv.de, dpa