Dutzende "geköpft oder erschossen" Armee entdeckt Massengrab in Palmyra
02.04.2016, 14:54 Uhr
Ein syrischer Soldat im zurückeroberten Palmyra.
(Foto: dpa)
Nach der Eroberung von Palmyra errichtet der IS dort ein Terror-Regime. Die Dschihadisten ermorden zahlreiche Menschen, jetzt entdecken syrische Soldaten zahlreiche Leichen von Soldaten und Zivilisten. Auch Kinder sind unter den Opfern.
Nach der Rückeroberung der antiken Wüstenstadt Palmyra von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die syrische Armee nach eigenen Angaben dort ein Massengrab mit 42 Leichen gefunden. In dem Massengrab seien die Überreste von 24 Zivilisten, darunter drei Kinder, und 18 Soldaten entdeckt worden, hieß es am Samstag aus syrischen Militärkreisen. Sie seien von den Dschihadisten "geköpft oder erschossen" worden.
Bei den Opfern handelt es sich den Angaben zufolge um syrische Soldaten oder regierungstreue Milizionäre sowie deren Familienangehörige. Die Leichen seien in ein Militärkrankenhaus ins syrische Homs gebracht und teils identifiziert worden.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte Angaben aus syrischen Militärkreisen, wonach die Opfer nach der Einnahme von Palmyra durch die IS-Miliz im Mai 2015 exekutiert worden seien. Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte, die Dschihadisten hätten "während ihrer Besetzung von Palmyra insgesamt mindestens 280 Menschen exekutiert".
Der IS hatte Palmyra im Mai 2015 erobert. In den folgenden Monaten schockierte die Miliz die Welt mit Hinrichtungen in den Ruinen der Stadt sowie mit der Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler. Die syrische Armee hatte die antike Wüstenstadt mit Unterstützung russischer Luftangriffe vor rund einer Woche vollständig zurückerobert.
Der originalgetreue Wiederaufbau des syrischen Weltkulturerbes Palmyra ist aber offenbar möglich. Die antike Oasenstadt sei durch die Arbeit von Archäologen sehr gut erfasst, sagte der Altertumsexperte Udo Hartmann dem "Spiegel". "Es liegen Fotografien, Pläne, Risszeichnungen vor. Fast jeder Stein wurde vermessen." Es gebe genug Vorgaben, an die man sich bei der Rekonstruktion halten könne.
Den Wiederaufbau sollte ein Team von Spezialisten steuern. "Wir brauchen die Kompetenz aller Palmyra-Forscher, ein internationales Team unter der Schirmherrschaft der Unesco", sagte Hartmann. Zugleich schränkte er ein: "Bevor sich nicht feste staatliche Strukturen in Syrien einstellen und solange Millionen auf der Flucht sind, ist nicht daran zu denken, alte Tempel auszubessern."
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa