Jenseits des syrischen Bürgerkriegs Assads heile Welt bei Instagram
12.09.2013, 11:27 Uhr
Auch das Bild des betenden Assad, das SANA am 8. August verbreitete, findet sich bei Instagram.
(Foto: REUTERS)
Der Präsident trifft Bürger zum Gespräch, schüttelt freundlich Hände. Die First Lady teilt Essen aus, besucht ein Altenheim und umarmt junge Mädchen für's Foto. Auf dem offiziellen Instagram-Konto der Syrisch Arabischen Republik ist das Leben der Assads noch intakt.
Für Präsident Baschar Assad und seine Frau Asma ist die Welt noch in Ordnung. Das Paar präsentiert sich und seine Sicht der Welt auf einer Instagram-Seite im Internet. Neben dem Wappen steht da auf Englisch und Arabisch: "Willkommen bei dem offiziellen Instagram Konto der Präsidentschaft der Syrisch Arabischen Republik".
Auf den Bildern ist vom Bürgerkrieg, zerstörten Städten oder gar getöteten Menschen nichts zu sehen. Stattdessen präsentiert sich Syriens First Lady im saloppen gestreiften T-Shirt oder in modischer Markenkleidung. Mal kniet sie vor einer älteren Frau im Rollstuhl, herzt Kinder oder kocht mit arabischen Frauen. Während viele Frauen Kopftuch tragen, gibt sich Asma al-Assad als moderne Frau mit gepflegter Frisur.
Präsident Assad trägt auf den meisten Bildern einen maßgeschneiderten Anzug mit blauem Schlips. Im Gespräch mit Besuchern oder mit der Bevölkerung ist er stets lächelnd abgebildet. Einige Bilder lassen sich sogar anklicken. Dann lässt sich in den Kommentaren ablesen, wie zwiegespalten die Betrachter der Bilder sind. Während einige beispielsweise zu einem am 17. August hochgeladenen Jugendbild Assads schreiben: "Wundervolles Bild. Gott schütze Dich", kommentieren andere: "Er ist verantwortlich für den Tod von über 100.000 Menschen". Hinter manchen Bildern verbergen sich kurze Videosequenzen. Klickt man darauf, läuft ein kleiner Film ab, etwa wie Assad freundlich lächelnd Soldaten in Kampfmontur die Hände schüttelt.
Fehlendes Gefühl für Selbstwert
Psychologen haben immer wieder versucht, das Verhalten von Baschar und Asma al-Assad zu analysieren. Der Psychiater Dr. Keith Ablow nennt die Verbindung der beiden eine "in der Hölle geschlossene Ehe". Beide stammen aus gutem Haus. Asma ist in England geboren und aufgewachsen, während Baschar in England zum Augenarzt ausgebildet worden ist. Die gut aussehende Asma hat französische Literatur und Computerwissenschaften studiert. Doch ihre gute Herkunft und ihre exzellente Ausbildung erspart ihnen nicht so existenzielle Fragen wie die, ob sie überhaupt etwas wert sind. Vermutlich seien beide nie wirklich geliebt worden und füllten diese Lehre nun mit Geld, Macht und der Lobhudelei anderer Menschen.
"Hübsch und überdurchschnittlich intelligent zu sein, steht nicht im Widerspruch zu Habgier", sagt Ablow bei Foxnews über die Frau, die vor ihrer Ehe als Investmentbankerin gearbeitet hatte. Syriens First Lady ist bekannt für ihre Kauflust, unter der auch andere Diktatoren Gattinnen litten, wie die Palästinenserin Suha Arafat oder auch Imelda Marcos, die frühere First Lady der Philippinen.
So soll Asma Assad während des Bürgerkriegs Möbel im Wert von 320.000 Euro bei DN Designs in London bestellt haben. Beim berühmten Londoner Kaufhaus Harrods habe sie neben teurem Schmuck auch eine Vase zum Preis von fast 4.000 Euro gekauft, heißt es. Das Geld dafür stellte ihr Mann zur Verfügung. Der habe in seinem öffentlichen Amt ein Vermögen von einer Milliarde Dollar angehäuft. Ein ehemaliger Assad-Berater soll über Asma gesagt haben: "Sie hat kein Herz. Sie ist besessen, schick und schön auszusehen. Sie führt ein ausladendes Luxusleben. Anderes ist ihr unwichtig."
Ein besserer Arzt als Politiker
Bei seinem Dozenten in der Augenabteilung des Londoner St. Mary Hospital, Edmund Schulenburg, hat Baschar Assad einst einen positiven Eindruck hinterlassen. Schulenburg sagte über "Dr. Baschar", er sei als Augenarzt besser geeignet, denn als Politiker. "Er ist nicht jemand, der chemische Waffen einsetzen würde." Assad sei kein "starker Charakter und keine Führungsfigur", sagte Schulenberg der britischen Zeitung Daily Mail. Im Gegensatz zum heutigen Bild Assads als Verbrecher und Massenmörder, erinnert sich Schulenburg an ihn als einen "sensiblen jungen Man, unglaublich höflich und pünktlich." Assad habe 18 Monate in London verbracht, allein in einer Mietwohnung gelebt, fast nie über seine Familie gesprochen und neben Phil Collins auch Whitney Houston verehrt.
Baschar al-Assad hätte ein großartiger Augenchirurg werden können, wenn ihn sein Diktatorenvater nicht in die Rolle des Diktators hineinkommandiert hätte. Und Asma al-Assad wäre vielleicht Lehrerin für französische Literatur geworden, wäre sie nicht in einer Umgebung aufgewachsen, die ihren Hunger auf Prunk und Ruhm weckte. Inzwischen hat sich das Ehepaar Assad soweit von der Realität entfernt, dass sie bereit sind, für ihre Zwecke auch ihre Menschlichkeit aufzugeben. Auf einem der auf Instagram veröffentlichten Fotos trägt Asma al-Assa ein 150 Dollar-Armband. Es ist ein Jawbone UP, ein Gerät, dass dafür entwickelt wurde, das Schlaf-, Bewegungs- und Essverhalten zu analysieren, um "dein Wohlbefinden zu steigern".
Quelle: ntv.de