Am Sonntag vor die Botschaft Assange riskiert seine Festnahme
17.08.2012, 15:30 UhrDer Kriminalfall Assange wird zur diplomatischen Pokerrunde. Am Sonntag will sich der Wikileaks-Gründer öffentlich vor dem Botschaftsgebäude äußern. Damit riskiert er, von der britischen Polizei festgenommen zu werden. In Südamerika bringen sich die Politiker in Stellung.
Wikileaks-Gründer Julian Assange will nach seinem erfolgreichen Antrag auf Asyl in Ecuador an diesem Sonntag vor die Öffentlichkeit treten. Das kündigte die Enthüllungsplattform Wikileaks bei Twitter an. Der 41 Jahre alte Australier werde "live" und "vor der Botschaft Ecuadors" ein Statement abgegeben, hieß es.
Assange hält sich seit acht Wochen in der Botschaft auf. Wenn er tatsächlich persönlich vor das Gebäude kommt, risikiert er, von der britischen Polizei festgenommen zu werden. Großbritanniens Außenminister William Hague hatte am Donnerstag erklärt, Assange werde kein freies Geleit erhalten, um sein Asyl in Ecuador zu erreichen. Assange soll wegen des Verdachts, Sexualdelikte verübt zu haben, nach Schweden ausgeliefert werden.
Der Fall Assange war am Donnerstag zu einem diplomatischen Streit zwischen Ecuador, Großbritannien und Schweden ausgeartet. Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño bezichtigte Großbritannien, es habe gedroht, die Botschaft des südamerikanischen Landes zu stürmen. Sein britischer Amtskollege William Hague sagte, eine solche Drohung gebe es nicht. Großbritannien müsse aber seine internationalen Verpflichtungen erfüllen. Gegen Assange existiert ein EU-weiter Haftbefehl aus Schweden, den Großbritannien vollstrecken muss.
Unterdessen geht der Poker um Assange auf diplomatischer Ebene weiter. Am Sonntag wollen sich in Ecuador die Außenminister des südamerikanischen Staatenbundes Unasur treffen, um eine gemeinsame Haltung in der Frage zu beraten.
Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) wird am kommenden Freitag über den Streit zwischen London und Quito wegen des diplomatischen Asyls für Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in Großbritannien beraten. Für die Dringlichkeitssitzung der Außenminister sprachen sich in Washington 23 OAS-Staaten aus. Dagegen stimmten die USA, Kanada sowie Trinidad und Tobago. Ecuador hatte Assange, der vor Wochen in die Botschaft geflüchtet war, diplomatisches Asyl gewährt.
Quelle: ntv.de, dpa