Merkel zu Kurzbesuch gelandet Athen riegelt sich ab
11.04.2014, 14:05 Uhr
Bei Merkels letztem Besuch rastet halb Athen aus - vor Wut auf das Spardiktat der Kanzlerin für Griechenland. Dieses Mal soll es nicht so weit kommen. Begleitet von starken Sicherheitsvorkehrungen will Merkel Ministerpräsident Samaras demonstrativ den Rücken stärken.
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in der griec hischen Hauptstadt Athen eingetroffen. Sie stattet dem Land einen Kurzbesuch ab und will den konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras in seinem Sparkurs bestärken. Außerdem sind Treffen mit griechischen Mittelständlern und jungen, innovativen Unternehmern geplant. Am Abend wollen Merkel und Samaras die Öffentlichkeit über Ergebnisse ihrer Gespräche informieren. Am Donnerstag war das Euro-Krisenland erfolgreich an die Kapitalmärkte zurückgekehrt.
Bei ihrem Athen-Besuch mitten in der Schuldenkrise im Oktober 2012 war Merkel wegen ihres harten Sparkurses von vielen Griechen persönlich für die schlechteren Lebensbedingungen verantwortlich gemacht worden. Ausschreitungen wie damals werden dieses Mal jedoch nicht erwartet.
Demos nur außerhalb des Sperrkreises
Die Polizei in Athen hat dennoch starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Polizisten kontrollieren das Regierungsviertel. Zudem wurden bereits am Vormittag zwei U-Bahn Stationen in der Nähe der Tagungsorte geschlossen. Die Polizei hat Demonstrationen im Regierungsviertel verboten. Linke Organisationen und die größte Oppositionspartei "Bündnis der radikalen Linken" wollen am Nachmittag außerhalb des Sperrgebietes demonstrieren.
Nach Informationen des "Handelsblatts" will Merkel die lange geplante griechische Förderbank mit einer Zwischenlösung auf den Weg bringen. Athen und Berlin wollten je 100 Millionen Euro dafür aufbringen, berichtet die Online-Ausgabe. Die Absichtserklärung dazu soll bei Merkels Athen-Besuch unterzeichnet werden, hieß es.
Nach der erfolgreichen Rückkehr Griechenlands an die Finanzmärkte am Donnerstag hält der Chef der EU-Task-Force für das Krisenland eine Besserung der Lage für möglich. Der Ökonom Horst Reichenbach sprach im "Spiegel" von einem möglichen Wendepunkt. Allerdings sei Athen noch nicht über den Berg und könnte weitere Finanzhilfen benötigen. Reichenbachs Task-Force koordiniert die europäischen Hilfen und unterstützt Griechenland bei Reformen.
Griechenland wird nicht mehr als Euro-Gefahr gesehen
Die meisten Analysten sind sich einig: Egal was Merkel mitbringt - ihr Besuch sei ein Zeichen des Vertrauens in Samaras. Der ehemalige griechische Außenminister Dimitris Droutsas hält den Besuch hingegen für eine Inszenierung im Europa-Wahlkampf. Der Sozialist warnte im Südwestrundfunk auch vor zu viel Euphorie über Griechenlands Aktivitäten auf den Finanzmärkten. "Ich glaube nicht, dass Griechenland ohne einen weiteren großzügigen Schuldenschnitt in der Zukunft wieder auf eigenen Füßen stehen kann."
Das neue ZDF-Politbarometer hat ergeben, dass nur 22 Prozent der Deutschen die Euro-Krise bereits als überwunden ansehen. Eine Mehrheit von 51 Prozent ist jedoch der Meinung, dass von Griechenland keine große Gefahr für die Stabilität des Euro ausgeht. Deutliche Sorgen macht die Wirtschaftskrise in Griechenland 45 Prozent der Befragten.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa