Politik

Sekunden nach dem Feuerwerk Augenzeugen vermuteten sofort Anschlag

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Tausende feiern auf der berühmten Uferstraße Promenade des Anglais den Nationalfeiertag. Als das Feuerwerk zu Ende ist, rast ein Lkw durch die Menge. Augenzeugen berichten von der enormen Gewalt der Attacke, von Todesangst und schrecklichen Geräuschen.

Die Promenade des Anglais kurz nach der Attacke.

Die Promenade des Anglais kurz nach der Attacke.

(Foto: imago/PanoramiC)

Mindestens 84 Tote, zahlreiche Verletzte, der mutmaßliche Anschlag von Nizza auf Menschen, die den Nationalfeiertag feiern, ereignete sich inmitten einer großen Menge und unter den Blicken vieler Augenzeugen. Einige berichten inzwischen, wie sie die Minuten auf der Promenade des Anglais erlebt haben.

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Der deutsche Journalist Richard Gutjahr verfolgte von einem Hotelbalkon in Nizza aus privat das Feuerwerk über der Stadt, als er den Lkw bemerkte. Dem "Spiegel" sagte Gutjahr, das Fahrzeug habe nicht ins Bild gepasst, "denn die Straßen waren für alle Fahrzeuge gesperrt. Der Lastwagen fuhr sehr langsam, einige Leute haben gebrüllt". Daraufhin begann Gutjahr mit seinem Handy zu filmen.

Ein Motorradfahrer sei an den Lkw herangefahren und habe vergeblich versucht, die Fahrertür zu öffnen. Kurz darauf hätten Polizisten das Feuer auf den Fahrer eröffnet. "Dann hat der Fahrer Gas gegeben und die ersten Menschen überfahren. Ob wegen der Schüsse oder ob er es genauso geplant hat, kann ich nicht beurteilen."

Banges Warten

Auch die SWR-Redakteurin Janine Konopka hatte sich das Feuerwerk privat angesehen, zusammen mit ihrer Mutter wollte sie danach noch etwas trinken gehen. Nur weil sie schon die ersten Schreie gehört habe, sei sie dem Lkw wohl entkommen. Sie habe ihre Mutter auf den Boden geworfen und sich selbst daneben. "Die Menschen, die hinter uns waren oder seitlich, wurden überrollt". Berichtete Konopka dem SWR. Sie selbst sei nur an den Füßen berührt worden. Ihre Mutter sei leicht verletzt worden.

Ihr sei sofort klar gewesen, dass es sich bei der Amokfahrt um einen Anschlag handeln müsse. "Ich wusste ja, dass die Promenade gesperrt war." Von der Polizei habe es keine Information gegeben. Zum Teil Schwerverletzte seien in Cafés und Restaurants gebracht worden, weil die Sanitäter aufgrund der chaotischen Zustände zunächst gar nicht zum Boulevard durchkamen.

Schreie und Panik

"Wir sahen, wie Leute getroffen wurden und wie Gegenstände umherflogen", berichtete der AFP-Journalist Robert Holloway, der sich zu dem Zeitpunkt vor Ort befand. Die Menschen rannten in Panik auseinander. "Die Leute haben geschrien", sagte Holloway. "Es war das absolute Chaos."

Auch Holloway hatte keinen Zweifel, dass er einen Anschlag erlebt. "Wenn ein derart großer Lkw auf die Promenade fährt und sich dann auf ziemlich gerader Strecke seinen Weg bahnt, dann kommt mir das wie eine sehr absichtliche Tat vor."

Damien Allemand, ein Journalist des "Nice Matin" sagte über den Moment, als das Feuerwerk zu Ende war: "Ein Sekundenbruchteil später raste ein riesiger weißer Lkw in einer verrückten Geschwindigkeit heran, um mit seinen Rädern eine maximale Anzahl von Menschen regelrecht umzumähen." Er habe Menschen gesehen, die wie Stifte an den Straßenrand rollten. "Ich hörte Geräusche und Schreie, die ich nie vergessen werde."

Nach Schilderungen von Polizei und Augenzeugen ging der Fahrer des Lastwagens mit großer Kaltblütigkeit vor: Er raste auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge und setzte seine Fahrt noch rund zwei Kilometer fort, ehe die Polizei ihn erschoss. Hinter sich ließ er eine Spur der Verwüstung. Auf der Uferpromenade lagen nach der Attacke Dutzende Tote aufgereiht, bedeckt von weißen Tüchern.

Quelle: ntv.de, sba

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