Realo-Flügel setzt sich durch Baerbock und Habeck führen Grüne
27.01.2018, 13:06 Uhr
Annalena Baerbock und Robert Habeck sind die neuen Vorsitzenden der Grünen. Auf dem Parteitag in Hannover setzt sich die 37-jährige Brandenburgerin Baerbock in einer Kampfabstimmung gegen die niedersächsische Parteilinke Anja Piel durch.
Die Grünen rücken mit der Wahl von Robert Habeck und Annalena Baerbock an die Parteispitze weiter in die bürgerliche Mitte. Die Partei wird damit nun von zwei Politikern des pragmatischen Realo-Flügels geführt. Die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Baerbock setzte sich auf dem Parteitag in Hannover in einer Kampfabstimmung gegen die Parteilinke Anja Piel überraschend klar mit 64,5 Prozent der Stimmen durch. Die Vertreterin des linken Flügels der Grünen erhielt 34,78 Prozent der Stimmen. Habeck erhielt 81,3 Prozent der Stimmen. Mit der Wahl des Realos Habeck zum Ko-Vorsitzenden brachen die Grünen mit ihrem Prinzip, eine Doppelspitze mit Vertretern beider Parteiflügel zu besetzen.
"Was ich geworden bin, bin ich durch Euch geworden, lasst mich ein bisschen davon an Euch zurückgeben", sagte Habeck nah der Wahl. Auch Baerbock nahm die Wahl an. "Ich werde mein Bestes geben", sagte sie. Die Klimaschutz-Expertin war unter anderem vom scheidenden Parteichef Cem Özdemir und von Bundestagsfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt unterstützt worden. Baerbock hatte vor ihrer Wahl in einer kämpferischen Rede die Europapolitik, die Armutsbekämpfung und den Klimaschutz zu ihren vorrangigen politischen Aufgaben gezählt. Für den Klimaschutz forderte sie "Radikalität" und warnte davor, den Kohleausstieg weiter zu verzögern.
Die 37-Jährige betonte, dass die neue Doppelspitze der Grünen auf Augenhöhe arbeiten werde. Mit Blick auf die Popularität Habecks sagte sie: "Wir wählen hier heute nicht nur die Frau an Roberts Seite, sondern die neue Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen." Baerbock war wie Habeck an den schwarz-gelb-grünen Jamaika-Sondierungen beteiligt, dort hatte sie sich für die Grünen um das Thema Europa gekümmert. Die Mutter von zwei kleinen Kindern war unter anderem mit dem Ziel angetreten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.
Offenen Streit zwischen den Parteiflügeln hatte es auf dem Parteitag nicht gegeben. Über die Satzungsänderung zugunsten von Robert Habeck, der für einige Monate zugleich Parteichef und Landesminister in Schleswig-Holstein sein wird, war aber am späten Freitagabend kontrovers debattiert worden. Letztlich hatte eine große Mehrheit von 77 Prozent der Delegierten dafür gestimmt, die Ämtertrennung zu lockern, die zu den Grundprinzipien der Grünen gehört.
Quelle: ntv.de, ftü/dpa