Kritik an AfD-Vize Gauland Boateng dankt Kanzlerin Merkel
31.05.2016, 20:44 Uhr
Boateng trägt im Spiel der DFB-Elf gegen die Slowakei zeitweise die Kapitänsbinde.
(Foto: imago/Team 2)
Jérôme Boateng erfährt viel Solidarität nach umstrittenen Äußerungen von AfD-Vize Alexander Gauland. Auch Angela Merkel stellt sich hinter den Nationalspieler. Das sei für das ganze Land wichtig gewesen, sagt Boateng.
Der Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng hat sich darüber gefreut, dass Kanzlerin Angela Merkel die Äußerungen von AfD-Vize Alexander Gauland verurteilt hat. "Vor allem, weil sie sich so klar und deutlich geäußert hat, was, glaube ich, auch wichtig ist. Nicht nur für mich, sondern auch für unser Land", sagte Boateng den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Was Gauland angeht: Ich finde es natürlich traurig, dass man sich so etwas heutzutage überhaupt noch anhören muss", so der Nationalspieler weiter.
Rassismus in Deutschland ist für den Nationalspieler nicht nur wegen der jüngsten Anfeindungen ein Thema. "Es ist traurig, dass man da wieder etwas zurückgefallen ist. Ich hatte gehofft, das wäre überwunden", sagte der 27-Jährige. "Ich denke schon, aber er ist längst noch nicht weg, das zeigt nicht nur dieses aktuelle Beispiel", so Boateng.
Gauland hatte laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" gesagt: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben." Regierungssprecher Steffen Seibert sagte daraufhin in Merkels Namen dazu: "Der Satz, der da gefallen ist, ist ein niederträchtiger und ein trauriger Satz." Boateng ist in Berlin geboren. Er hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater.
Auf die Frage, ob er sich mit Gauland an einen Tisch setzen und mit ihm diskutieren wolle, antwortete Boateng ausweichend: "Ich bin sehr offen in Deutschland aufgewachsen und habe auch die allermeisten Deutschen als sehr offen erlebt."
Boateng will AfD keine Plattform bieten
Der Abwehrspieler sagte auch, dass er sich über die vielen Solidaritätsbekundungen gefreut habe. Das habe er sehr wohl registriert. Dennoch passt es ihm nicht, dass das Thema in den vergangenen Tagen in der Öffentlichkeit so hochgekocht ist: "Ich will das Thema auch nicht ignorieren. Aber ich möchte auch nicht, dass solche Leute über mich Aufmerksamkeit und eine große Plattform bekommen. Und ich möchte ebenfalls nicht, dass ich im Vergleich zu meinen Mannschaftskollegen zu viel Aufmerksamkeit bekomme. Wir haben ja auch noch einige andere Spieler, die in anderen Ländern ihre Wurzeln haben."
Kapitän der Nationalmannschaft zu werden, wäre für den Abwehrchef etwas ganz Besonderes. "Es ist ein tolles Amt, eine große Ehre. Für mich ist es wegen der Hautfarbe und meinem Hintergrund noch mal etwas Anderes", betonte der Profi des FC Bayern München erneut, wie die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vorab berichtet.
"Aber es ist nicht so, dass ich diese Aufgabe brauche, um zu sagen: Ich habe es geschafft." Im Testspiel gegen die Slowakei (1:3) am Sonntag hatte Boateng nach der Pause die Kapitänsbinde getragen und dann nach seiner Auswechslung an Benedikt Höwedes weitergegeben.
Quelle: ntv.de, hul/SID/dpa