Politik

Neue Bewegung im Kampf gegen Farc Bogotá lehnt Waffenruhe ab

Die Farc kontrolliert seit Jahren Teile des Landes, wie hier in Toribio in der Cauca-Region.

Die Farc kontrolliert seit Jahren Teile des Landes, wie hier in Toribio in der Cauca-Region.

(Foto: REUTERS)

In Kolumbien wächst die Hoffnung, dass der Jahrzehnte andauernde, blutige Konflikt mit den Farc-Rebellen beendet werden kann. In wenigen Wochen wird es Friedensverhandlungen in Oslo geben. Die Guerilla schlägt nun vor, bis dahin die Waffen ruhen zu lassen. Die Regierung in Bogotá ist jedoch misstrauisch und lehnt ab.

Die kolumbianische Regierung hat der Forderung der Farc-Guerilla nach einer Waffenruhe während der geplanten Friedensgespräche eine Absage erteilt. "Bis wir zu einer abschließenden Einigung gekommen sind, wird es so etwas nicht geben", sagte Präsident Juan Manuel Santos nach einem Treffen mit der Armeeführung nahe Bogotá. Die Militäroperationen gegen die Rebellen würden auch während des Friedensprozesses fortgesetzt.

Der Kommandeur der linksgerichteten "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc), Mauricio Jaramillo, hatte zuvor in Havanna die Absicht bekundet, zum Auftakt der Gespräche eine Waffenpause vorzuschlagen. Jaramillo unterstrich während einer Pressekonferenz in der kubanischen Hauptstadt, dass es um eine "beiderseitige Waffenruhe" gehe. "Wir werden sie vorschlagen, wir werden dafür kämpfen, wir werden sie dort am Verhandlungstisch diskutieren, diese beiderseitige Waffenruhe", sagte er. Der Farc-Kommandeur fügte hinzu, dass die Guerilla niemanden mehr verschleppe und nicht in den Drogenhandel verwickelt sei.

Die Angaben Jaramillos, wonach die Verhandlungen unter Vermittlung Norwegens am 8. Oktober beginnen, bestätigte die kolumbianische Regierung zunächst nicht. Santos hatte lediglich gesagt, die Verhandlungen würden in der ersten Oktoberhälfte beginnen. Sie würden "Monate, nicht Jahre" dauern, hatte er versichert.

Regierung akzeptiert Gesandte

Santos schloss aus, vor einer Einigung mit der Farc einen Waffenstillstand zu schließen. Vielmehr kündigte er an, dass die Soldaten ihren Einsatz gegen die Guerillagruppe "intensivieren" würden. Eine Waffenruhe sei "nicht lebensfähig, nicht machbar".

Zuvor hatte Santos die Farc zu "Realismus" aufgerufen. Er bezog sich damit auf die Forderung Jaramillos, das derzeit in den USA inhaftierte Farc-Führungsmitglied Simón Trinidad an den Friedensverhandlungen zu beteiligen. Der 62-jährige Trinidad, mit richtigem Namen Ricardo Palmera, wurde in den USA wegen der Beteiligung an Planungen zur Entführung dreier US-Bürger zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt.

Santos sagte, die Regierung habe "kein Veto" für die von der Farc ernannten Gesandten. "Aber es gibt welche, die da sein können und andere, die es nicht können." Jaramillo zufolge sollen der Farc-Delegation Ivan Marquez vom Generalsekretariat der Guerilla-Organisation und José Santriz vom Generalstab der Farc angehören. Weitere Delegationsmitglieder würden später genannt.

Noch immer Hunderte Geiseln in den Händen der Farc

Für die Regierung sollen der ehemalige Polizeichef Oscar Naranjo, der Ex-Militärkommandeur Jorge Enrique Mora Rangel und der Sicherheitsberater des Präsidenten, Sergio Jaramillo, an den Verhandlungen teilnehmen. Außerdem gehören Ex-Umweltminister Frank Pearl und der Vorsitzende des Industriellen-Verbands, Luis Carlos Villegas, der Regierungs-Delegation an.

Die Oktober beginnenden Verhandlungen sind der vierte Versuch, den seit drei Jahrzehnten andauernden blutigen Konflikt zwischen der ältesten und größten Guerillagruppe Kolumbiens und der Regierung beizulegen. Nach offiziellen Angaben zählt die Farc noch 9200 Kämpfer. Die Friedensverhandlungen, an denen auch Venezuela und Chile beteiligt sind, sollen im Anschluss an Oslo in Havanna fortgesetzt werden.

In Bogotá demonstrierten dutzende Angehörige von Geiseln der Farc. Laut der kolumbianischen Nichtregierungsorganisation País Libre hält die Guerilla noch 405 Menschen gefangen, andere Organisationen sprechen von tausenden Geiseln.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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