Politik

Den Entführern entkommen Boko-Haram-Opfer schildert Flucht

Das Mädchen will aus Angst vor den Islamisten von Boko Haram unerkannt bleiben.

Das Mädchen will aus Angst vor den Islamisten von Boko Haram unerkannt bleiben.

Erstmals gelingt es Journalisten, eines der nigerianischen Mädchen zu befragen, das der Entführerung durch Boko Haram knapp entronnen ist. Von den festgehaltenen Mädchen taucht unterdessen ein Video auf, das diese als frisch konvertierte Muslimas zeigt.

Eines der in Nigeria von der Terrorgruppe Boko Haram entführten Mädchen hat ein Interview gegeben. Im Gespräch mit einer Reporterin des US-Nachrichtensenders CNN berichtet das Mädchen, wie die Islamisten in das Dorf Chibok im Norden Nigerias kamen und wie es ihnen entkommen konnte.

Das junge Mädchen gab das Interview nur unter der Bedingung, dass es dabei anonym bleiben könne. Ihre größte Angst sei, dass die Entführer zurückkommen und ihrer Familie etwas antun könnten. Vieles bleibt in ihrer Beschreibung vage. Sie berichtet, dass die Terroristen mit sieben Lastwagen kamen, um die Schülerinnen mitzunehmen. "Sie sagten: 'Geht rein in den Wagen, wir fahren'", erzählt das Mädchen mit brüchiger Stimme. Sie selbst sei wieder runtergesprungen. "Ich würde eher sterben als mit denen mitzugehen." Sie und einige andere seien "gerannt und gerannt, in den Busch hinein".

Chef bietet Gefangenenaustausch an

Noch immer halten die Extremisten, die westliche Bildung strikt ablehnen, mehr als 220 Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren in ihrer Gewalt. Sie waren Mitte April aus einem Gymnasium geholt worden. Bisher ist weder klar, wo die Jugendlichen sich befinden, noch, ob sie noch leben. Der Anführer von Boko Haram in Nigeria, Abu Bakr Schekau, hatte angekündigt, die Mädchen als Bräute verkaufen zu wollen. 53 Mädchen konnten kurz nach der Entführung fliehen.

In einem neuen Video, das Boko Haram veröffentlicht hat, bietet die Gruppe indes die Freilassung der Mädchen an - wenn im Gegenzug auch alle vom Staat inhaftierten Mitglieder der Gruppe freigelassen würden. In dem 17-minütigen Video sind rund 130 Mädchen mit einem Ganzkörperschleier beim Gebet an einem unbekannten ländlichen Ort zu sehen.

Bildung oder Leben?

Die CNN-Reporterin Nima El-Bagir berichtete nach dem Interview, die Familien der Entführten und der Mädchen, die fliehen konnten, fühlten sich vollkommen alleingelassen. In Chibok gäbe es auch nach der Massenentführung keinerlei staatlichen Schutz durch Militär oder Polizei. Das ganze Dorf stehe immer noch unter dem Eindruck des Terrors, den die Islamisten dort verbreitet hätten. "Kaum eine Familie hat noch die Hoffnung, dass sie ihre Tochter wiedersehen wird", lautet ihr ernüchterndes Fazit.

Die Eltern in der Region stehen laut El-Bagir nun vor einer quälenden Wahl: Schicken sie ihre Töchter weiterhin zur Schule, damit diese später Berufe erlernen und den Lebensstandard der Familien verbessern können oder versuchen sie sie vor dem Terror der Boko Haram zu schützen, indem sie sich deren Verbot der westlichen Bildung unterordnen. "Sie haben alle gesagt: Wie sollen wir das entscheiden? Wie sollen wir wählen zwischen der Zukunft unserer Mädchen und ihrem Leben?" Die meisten, so Nima El-Bagir, hätten zuviel Angst und behielten ihre Töchter nun im Haus.

Die Tat hat weltweit für Entsetzen gesorgt und die Aufmerksamkeit für Boko Haram, die Nigeria schon seit Jahren terrorisiert, enorm gesteigert. Auf Twitter läuft die Kampagne "#BringBackOurGirls" ("Bringt uns unsere Mädchen zurück"). Die USA und andere Staaten haben zugesagt, bei der Suche nach den Mädchen zu helfen.

Quelle: ntv.de, nsc

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