Höchster Wert seit 15 Jahren Bulgarien so korrupt wie lange nicht
11.12.2014, 23:59 Uhr
Bulgarien ist seit 2008 in der EU - das Problem mit der Korruption schwelt allerdings weiter.
(Foto: dpa)
In Bulgarien sind viele Beamte korrupt - so sehr, dass über zwei Drittel der Bulgarien die Verhältnisse für unerträglich halten. Eine neue Studie zeigt, wie korrupt das Land wirklich ist. Das Ausmaß ist erschreckend.
In Bulgarien hat die Korruption im Jahr 2014 das weitreichendste Ausmaß seit 15 Jahren erreicht. Im ärmsten Mitgliedsland der EU wurde aus dem Kreis der rund 7,2 Millionen Einwohner im Schnitt monatlich an die 158.000 Mal ein Bestechungsgeld gezahlt, wie aus einer neuen Studie hervorgeht. Die Studie besagt außerdem, dass die Bulgaren vor allem Abgeordnete und Beamte für korrupt halten.
Das in der Hauptstadt Sofia ansässige Zentrum für das Studium der Demokratie (CSD) berechnete für die Studie aufgrund von Befragungen der Bürger und daraus angestellten Hochrechnungen, dass 39,4 Prozent der Bulgaren über 18 Jahre im Jahr 2014 zu einer Bestechung durch Geld, Sachwerte oder persönliche Gefallen gedrängt wurden. Rund 29,3 Prozent der Befragten gaben an, die Aufforderung zur Bestechung befolgt zu haben.
In beiden Fällen waren die Werte aus dem Jahr 2014 die höchsten, seit das CSD die Befragung im Jahr 1999 das erste Mal vornahm. Damals hatten 34,2 Prozent angegeben, zur Bestechung gedrängt worden zu sein. 28,7 Prozent der Befragten waren der Forderung damals nachgekommen. Der Studie zufolge kamen die meisten Aufforderungen zur Bestechung von Mitarbeitern der öffentlichen Verwaltung. "Die Tatsache, dass die meisten Bulgaren gegen Korruption sind, sich aber dennoch an korruptem Verhalten beteiligen, belegt ein strukturelles Problem der Regierungsarbeit", heißt es in der Studie.
Das südosteuropäische Land wird beinahe acht Jahre nach seinem Beitritt zur EU wegen der hohen Korruptionsrate und der ineffizienten Justiz immer noch streng von Brüssel überwacht. Die Korruption und weit verbreitete Armut haben in dem ehemals kommunistischen Staat bereits zu schweren Spannungen geführt, im Zuge welcher in den vergangenen zwei Jahren heftige Proteste zum Sturz zweier Regierungen führten. 69 Prozent der Bulgaren bewerteten in einer Umfrage den Zustand ihres Landes als "unerträglich".
Quelle: ntv.de, vpe/AFP