Nächste Schlappe für Dobrindt Bundesrat stellt sich gegen Pkw-Maut
06.02.2015, 15:33 Uhr
Die Pkw-Maut - Wird sie jemals kommen? Nun stellen sich auch die Bundesländer gegen Dobrindts Pläne.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die EU kritisiert die Pkw-Mautpläne scharf, die SPD hat Vorbehalte und nun schießt auch noch der Bundesrat quer: Die Länderkammer lehnt die geplante Vignette von Verkehrsminister Dobrindt offiziell ab - und begründet dies mit neuer "Bürokratie ohne jeglichen Sinn".
Der Widerstand gegen die Pkw-Mautpläne von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) wächst weiter. Auch der Bundesrat kritisierte die geplante Straßengebühr. Die Länderkammer meldete massive Zweifel an den Einnahmen und der Vereinbarkeit mit EU-Recht an und warnte vor negativen Folgen in Grenzregionen. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) sagte vor der Länderkammer, das Maut-Gesetz "bringt nichts außer Bürokratie". Es sei völlig unklar, was an Einnahmen zu erwarten sei. "Hier schaffen wir neue Bürokratie ohne jeglichen Sinn."
Bayern und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verteidigten dagegen die vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwürfe. Sie sind nach Plänen der Bundesregierung im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig. Die Länderkammer machte umfassende Kritik an Dobrindts Konzept deutlich. So bestehen "grundsätzliche Bedenken", ob der geplante Maut-Ausgleich für Inländer über eine geringere Kfz-Steuer mit europäischem Recht vereinbar ist. Dieses untersagt eine Benachteiligung von Ausländern. Es bestehe die Gefahr, dass die Kompensation für deutsche Kfz-Halter auf EU-Ebene für rechtswidrig erklärt werde.
Grüne: Dobrindt bastelt an Pegida-Maut
Die Länderkammer beanstandete zudem, dass wegen der Steuerreduzierung "keine nennenswerten Einnahmezuwächse" für das Verkehrsnetz zu erkennen seien. Um Nachteile für Grenzregionen zu vermeiden, sollten auch Autobahnabschnitte bis zu 30 Kilometer ins Bundesgebiet hinein von der Mautpflicht auszunehmen sein. An den Stichprobenkontrollen über elektronische Nummernschild-Erfassung meldete der Bundesrat Datenschutzbedenken an. Für Inländer reiche der Zahlungseingang der Maut aus, so dass deren Daten gar nicht erhoben werden müssten.
Dobrindt bekräftigte dagegen, die Pkw-Maut sei sinnvoll, fair und gerecht. Der Systemwechsel zu einer stärkeren Nutzerfinanzierung sei "ein europäisches Projekt". Einführen will er die Gebühr ab 2016 für Autobahnen und Bundesstraßen. Fahrer aus dem Ausland sollen nur für Autobahnen zahlen. Nach Abzug der Systemkosten erwartet Dobrindt daraus 500 Millionen Euro pro Jahr für Investitionen ins Straßennetz. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nannte Dobrindts Pläne eine europarechtlich hochproblematische Sonderlösung für Ausländer. Hier werde eine "Pegida-Maut" ins Spiel gebracht.
Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) hob hervor, dass eine Zweckbindung der Mittel für den Verkehr vorgesehen sei. Er wandte sich dagegen, in einem "vorauseilenden Gehorsam gegenüber möglichen Bedenkenträgern in Brüssel schon wieder den Schwanz einzuziehen". In den nächsten Wochen befasst sich auch der Bundestag mit den Maut-Gesetzen. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sören Bartol sagte: "Die Bedenken des Bundesrats können wir nicht einfach so vom Tisch wischen." Er rechne mit harten Verhandlungen, deren Ergebnis er nicht absehen könne. Grünen-Chefin Simone Peter sagte: "Dieses Bürokratiemonster gehört in den Reißwolf und nicht in die weiteren Beratungen."
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/AFP