"Religiöse Überhöhung" Bundesregierung belehrt Kreml-Chef Putin
05.12.2014, 13:22 Uhr
Vor dem Parlament teilte Russlands Präsident Putin kräftig aus in Richtung Westen.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Putins Vergleich von Krim und Tempelberg stößt der Bundesregierung bitter auf. Die Annexion der Krim sei ein Völkerrechtsbruch und Putins Äußerungen innenpolitisch motiviert, heißt es.
Die Bundesregierung hat den Vorwurf des russischen Präsidenten Wladimir Putin zurückgewiesen, wonach der Westen im Zuge der Ukraine-Krise sein Land zerschlagen will. Die deutsche Politik richte sich nicht gegen Russland, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Sie ziele darauf ab, einen Völkerrechtsbruch wie der Annexion der Krim durch Russland zu benennen und an einer diplomatischen Lösung mitzuarbeiten.
Putin hatte erklärt, die "Feinde von gestern" wollten Russland nach dem Vorbild Jugoslawiens in den 90er Jahren zerschlagen, weil es ihnen zu stark geworden sei. Die Ukraine-Krise nutzten sie als Vorwand für Sanktionen.
Seibert betonte, Putins Äußerungen seien innenpolitisch motiviert. "Es war eine Rede des russischen Präsidenten an die Russen." Der Regierungssprecher kritisierte auch Putins Wortwahl. "Die religiöse Überhöhung der Krim als Tempelberg Russlands - das rechtfertigt, selbst wenn man glaubt, es sei so, in keiner Weise den Völkerrechtsbruch, den Russland mit der Annexion der Krim begangen hat", erklärte Seibert. Zudem sollte Putin wissen, dass die Krim seit Jahrhunderten von unterschiedlichen Völkern mit unterschiedlichen Religionen als Heimat betrachtet werde.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow legte unterdessen nach und warf dem Westen vor, Russland immer wieder zu Unrecht für die Krise im Osten der Ukraine verantwortlich zu machen. Dies betreffe vor allem die Amerikaner, sagte Lawrow am Rande eines Treffens der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Basel.
Putin hatte bei seiner Rede zur Lage der Nation gesagt: "Für Russland hat die Krim (...) große zivilisatorische und sakrale Bedeutung. So wie der Tempelberg in Jerusalem für die, die sich zum Islam oder zum Judentum bekennen."
Quelle: ntv.de, dsi/rts/dpa