Afghanen übernehmen Masar-i-Scharif Bundeswehr übergibt Kommando
23.07.2011, 15:49 Uhr
Deutsche und afghanische Soldaten auf gemeinsamer Erkundungstour in der Umgebung von Feisabad (Archivbild von 2008).
(Foto: dpa)
Die erste Phase des Kommandowechsels in Afghanistan ist in vollem Gange. Mit Masar-i-Scharif wird erstmals eine Stadt in die Verantwortung der afghanischen Sicherheitskräfte übergeben, die zum deutschen Einsatzbereich gehört. Der Provinzgouverneur spricht von einer großen Verantwortung.
Die afghanischen Sicherheitskräfte haben am Bundeswehr-Standort Masar-i-Scharif im Norden des Landes offiziell das Kommando von der Internationalen Schutztruppe ISAF übernommen. "Die Verantwortung für die Sicherheit und die militärischen Lasten können nicht für immer von unseren internationalen Freunden geschultert werden", sagte der Gouverneur der Provinz Balch, Mohammed Atta. An der feierlichen Übergabezeremonie auf einem Armeestützpunkt in Masar-i-Scharif nahmen auch zahlreiche Regierungsvertreter und Militärs teil.
Die Provinzhauptstadt ist das erste Gebiet im Einsatzbereich der deutschen Soldaten, in dem zukünftig ausschließlich Afghanen für die Sicherheit der Bevölkerung verantwortlich sind. Diese Herausforderung sei sehr groß, sagte Atta. Provinzregierung und Behörden würden jedoch alles unternehmen, um der neuen Aufgabe gerecht zu werden. Die Sicherheitslage im wirtschaftlich prosperierenden Masar-i-Scharif, der viertgrößten Stadt des Landes, gilt trotz vereinzelter blutiger Zwischenfälle als relativ stabil.
"Keine Sicherheit ohne wirtschaftliche Entwicklung"
Nach einem NATO-Beschluss soll der Kampfeinsatz am Hindukusch 2014 beendet und die Sicherheitsverantwortung für das ganze Land bis dahin vollständig an die Afghanen übergeben werden. Die Mehrheit der derzeit rund 140.000 NATO-Soldaten, darunter 5000 Soldaten der Bundeswehr, wird abgezogen. Ausländische Sicherheitskräfte sollen danach nur noch zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Armee und Polizei im Land bleiben.

Am Freitag hatte Außenminister Westerwelle (l) die Stadt besucht und Gouverneur Atta (M.) und den Präsidentenberater Ashraf Ghani getroffen.
(Foto: dapd)
Bundesaußenminister Guido Westerwelle hatte am Freitag bei einem auch nach 2014 eine langfristige strategische Partnerschaft in Aussicht gestellt. Zudem betonte er die Notwendigkeit wirtschaftlicher Hilfe für das Land. "Es gibt keine Sicherheit ohne gute wirtschaftliche Entwicklung, und ohne gute wirtschaftliche Entwicklung gibt es keine Sicherheit."
Masar-i-Scharif, drei weitere Städte sowie drei Provinzen waren im März von der afghanischen Regierung als diejenigen Gebiete benannt worden, in denen der schrittweise Übergang bereits in diesem Monat beginnt. Der Auftakt war vergangene Woche in der zentralafghanischen Provinz Bamian gemacht worden. An diesem Sonntag soll in der Provinz Pandschir die erste Phase des Kommandowechsels abgeschlossen werden.
Quelle: ntv.de, dpa