Warnung vor "AfD light" CSU leckt ihre Wunden
27.05.2014, 10:22 Uhr
Horst Seehofer am Abend bei der Bundeskanzlerin: Merkel stellt sich betont hinter die CSU.
(Foto: dpa)
Die CSU zieht ihre Lehre aus dem miserablen Ergebnis bei der Europawahl: "Man soll nie versuchen, das Stinktier zu überstinken", meint der scheidende Abgeordnete Posselt. Er steht nicht alleine da mit seiner Kritik. Die Zeit der Selbstzerfleischung ist angebrochen.
Nach dem schlechten Abschneiden der CSU bei der Europawahl hält die innerparteiliche Kritik an der Wahlkampf-Strategie an. Der scheidende CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt monierte insbesondere die inhaltliche Annäherung an die euroskeptische AfD: "Man soll nie versuchen, das Stinktier zu überstinken", sagte er dem "Münchner Merkur". Die CSU dürfe sich nicht in eine "AfD light" verwandeln.
"Wir müssen eine christlich-soziale, proeuropäische Partei sein", forderte er. Dabei könne es auch Kritik an Fehlentwicklungen in Europa geben, aber das "Pro-Europäische, das muss wieder deutlich werden."
Die CSU war bei der Wahl zum Europaparlament am Sonntag in Bayern von 48,1 Prozent im Jahr 2009 auf 40,5 Prozent abgerutscht. Es war ihr schlechtestes landesweites Ergebnis seit sechzig Jahren. Die AfD hingegen erreichte bei der ersten Teilnahme an einer Europawahl 8,0 Prozent der Stimmen in Bayern. Posselt verfehlte als Sechstplatzierter der CSU-Liste seinen Wiedereinzug ins EU-Parlament knapp.
Der frühere CSU-Parteichef Erwin Huber sprach von einem "katastrophalen Ergebnis". Der "Passauer Neuen Presse" sagte er: "Es ist auch nicht durch politische Gegner oder Unwetter verursacht: Die Niederlage ist selbst gemacht." Nach Ansicht von Huber gab es "zu viele Irritationen in der Europapolitik". Das "Ja, aber" der CSU zu Europa habe die Wähler nicht mobilisiert. "Man kann nicht mit eingebauten Bedenken überzeugen. Fragezeichen werden nicht gewählt", sagte der Ex-Parteichef.
Kritik an Anbiederung
Auch im CDU-Präsidium wurde nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung der CSU-Wahlkampf kritisiert. Demnach sagte der CDU-Europaparlamentarier Herbert Reul in der Sitzung, es sei "falsch" gewesen, wie sich die CSU der AfD anzubiedern versucht habe. Mit Europakritik könne man keine Europawahl gewinnen.
CDU-Chefin Angela Merkel hatte dagegen öffentlich ausdrücklich keine Kritik an der CSU üben wollen. Es habe viele Wahlen gegeben, wo die CDU der CSU für ihre super Ergebnisse dankbar gewesen sei, hatte sie nach den Gremiensitzungen ihrer Partei gesagt. "Wir als Union gewinnen und verlieren gemeinsam."
Quelle: ntv.de, ghö/AFP