Keine Atomwaffen, keine Sparpolitik Corbyn: "Allgemeinwohl ist unser Streben"
11.09.2015, 04:13 Uhr
"Wir verändern die Politik Großbritanniens", sagt Jeremy Corbyn.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Favorit auf den Vorsitz der britischen Labour-Partei schreckt das Land auf. Jeremy Corbyn ist ein radikaler Linker. Das imponiert vielen Briten - David Cameron hat dagegen Angst.
Zum Abschluss der Urwahl des neuen Vorsitzenden der britischen Labour-Partei hat der Favorit Jeremy Corbyn angekündigt, die Politik des Landes grundlegend zu verändern. "Wir verändern die Politik Großbritanniens, wir stellen die Darstellung in Frage, dass nur das Individuelle zählt und sagen stattdessen, dass das Allgemeinwohl unser aller Streben ist", sagte Corbyn bei seiner Abschlusskundgebung in seinem Wahlkreis im Norden Londons.
Nach den jüngsten, Mitte August veröffentlichten Umfragen lag der radikale Linke Corbyn bei der Urwahl mit 53 Prozent Unterstützern klar vorne. Der bisherige Labour-Chef Ed Miliband hatte nach der schweren Niederlage bei der Parlamentswahl im Mai seinen Rücktritt eingereicht.
Keine Atomwaffen, keine Sparpolitik
Labour steckt seit Jahren in einer Orientierungskrise. Unter dem langjährigen Premierminister Tony Blair (1997-2007) war sie stark in die Mitte des politischen Spektrums gerückt. Corbyn steht jedoch eher für einen radikalen linken Kurs. Etwa mit seiner Ablehnung einer Sparpolitik vertritt der 66-Jährige Positionen, die denen der griechischen Syriza-Partei und der spanischen Podemos-Bewegung näher sind als denen von Blair. Als Pazifist setzt sich Corbyn für eine Abschaffung der britischen Atomwaffen ein.
Seine Rivalen bei der Urwahl - Andy Burnham, Yvette Cooper und Liz Kendall - stehen nicht so weit links. Der Ausgang der Urwahl wird voraussichtlich am Samstag bekanntgegeben.
Bedrohung für finanzielle Sicherheit jeder Familie
Der konservative Premierminister David Cameron hat die Kampagne mit "Fassungslosigkeit" verfolgt. "Wer auch immer morgen die Labour-Führung gewinnt, das ist jetzt eine Partei, die das intellektuelle Spielfeld vollständig geräumt hat und nicht mehr die arbeitende Bevölkerung vertritt", sagte er. Labour wolle lediglich "mehr Ausgaben, mehr Kredite und mehr Steuern". Damit sei sie "eine klare Bedrohung für die finanzielle Sicherheit jeder Familie in Großbritannien".
Bislang hatte Cameron sich mit Äußerungen zu der Labour-Urwahl zurückgehalten. Nach der Verkündung des Ergebnisses dürften seine Tories aber ihre verbalen Attacken gegen die Oppositionspartei deutlich verstärken.
Quelle: ntv.de, AFP