Politik

Zelle mit Basisausstattung DSK auf Gefängnisinsel verlegt

Strauss-Kahn wurde am 14. Mai festgenommen.

Strauss-Kahn wurde am 14. Mai festgenommen.

(Foto: AP)

Es sieht nicht gut aus für IWF-Chef Strauss-Kahn. Eine Richterin in New York lehnt eine Freilassung ab, er selbst wird wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung in eine Haftanstalt auf eine Gefängnisinsel im East River verlegt. Die Justiz prüft zudem einen weiteren Verdachtsfall. Medien berichten, Strauss-Kahn habe ein Alibi. Derweil flammt im IWF eine Nachfolgedebatte auf, erste Namen werden in den Ring geworfen.

Der wegen des Verdachts auf sexuelle Belästigung in Haft sitzende IWF-Chef ist am Montagabend Ortszeit in das Gefängnis Rikers Island gebracht worden. Die riesige New Yorker Haftanstalt liegt auf einer Insel im East River. Dort werde er zumindest am Freitag eine etwa dreieinhalb mal vier Meter große Einzelzelle bewohnen, sagte ein Sprecher der Gefängnisbehörde dem US-Sender CNN. Die Zelle verfügt Berichten zufolge über eine Basis-Ausstattung. Dazu gehören ein Bett, eine Trinktasse, Seife, Shampoo sowie Zahnpasta. Bislang war er in einer Polizeieinrichtung für Opfer von Sexualverbrechen im Stadtteil Harlem untergebracht.

Hier ist Strauss-Kahn vorerst untergebracht.

Hier ist Strauss-Kahn vorerst untergebracht.

(Foto: Reuters)

Der 62-jährige Franzose soll am Samstag versucht haben, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel zu vergewaltigen. Strauss-Kahn werde keinen Kontakt zu anderen Gefangenen haben, da er als berühmte Persönlichkeit gesehen werde, sagte der Sprecher, der namentlich nicht genannt werden wollte. Auf Rikers Island sind weitere rund 14.000 Männer und Frauen inhaftiert, die eines Gewaltverbrechens oder anderer in New York City begangener Straftaten beschuldigt werden oder bereits dafür verurteilt wurden.

Weiterer Verdachtsfall

Unterdessen prüft die New Yorker Justiz, ob der IWF-Chef möglicherweise schon einmal eine Frau angegriffen hat. Es gebe entsprechende Hinweise, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Der frühere Fall soll sich zwar außerhalb der USA abgespielt haben, aber - zumindest in groben Zügen - dem aktuellen Vorwurf gleichen. "Einige Informationen beinhalten Hinweise, dass er tatsächlich schon einmal ähnlich gehandelt hat wie in dem Fall, der ihm jetzt zur Last gelegt wird", sagte John McConnell von der Staatsanwaltschaft der "New York Times".

Der IWF-Chef vor dem New Yorker Gericht.

Der IWF-Chef vor dem New Yorker Gericht.

(Foto: AP)

Die Verteidigung hatte eine Kautionsregelung für Strauss-Kahn erreichen wollen. Eine Freilassung seines Mandanten sei "sehr, sehr vertretbar", sagte Anwalt Benjamin Brafman. Der Franzose könne eine Million Dollar als Garantie stellen. Straus-Kahns Frau habe Vollmachten über eine entsprechende Summe.

Dennoch lehnte Richterin Melissa Jackson eine Freilassung ab. Bei dem international vernetzten und vermögenden Franzosen bestehe Fluchtgefahr. Nun soll am Freitag zum ersten Mal eine Grand Jury zusammentreten, die letztlich über einen Prozess gegen den 62-Jährigen entscheiden wird.

Sechs Straftaten vorgeworfen

Strauss-Kahn, der als Nachfolger des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gehandelt wurde, werden sechs Straftaten zur Last gelegt. Allein für die schwerste Anschuldigung - sexuelle Belästigung ersten Grades - drohen ihm 25 Jahre Haft. Zudem werden ihm versuchte Vergewaltigung, sexueller Missbrauch und Nötigung vorgeworfen. Das angebliche Opfer: Ein 32-jähriges Zimmermädchen eines New Yorker Hotels, in dem Strauss-Kahn abgestiegen war.

In der Anklageschrift hieß es: "Er griff dem Opfer ohne Einwilligung an die Brust, versuchte, die Strumpfhose herunterzuziehen, und griff ihm in den Schritt. Sein Penis hatte gewaltsam zweimal Kontakt mit dem Mund des Opfers." Erste medizinische Ergebnisse hätten die Darstellung des Zimmermädchens, die schließlich geflohen sei, bestätigt. Der Franzose soll während des Angriffs in der 3000-Dollar-Suite völlig nackt gewesen sein.

IWF-Chef in Handschellen: Dominique Strauss-Kahn verlässt am späten Sonntagabend eine New Yorker Polizeiwache.

IWF-Chef in Handschellen: Dominique Strauss-Kahn verlässt am späten Sonntagabend eine New Yorker Polizeiwache.

(Foto: AP)

Strauss-Kahns Verteidiger plädierten für ihren sichtlich übermüdeten Mandanten auf nicht schuldig. "Wir werden beweisen, dass er unschuldig ist", sagte einer der Anwälte vor dem Gerichtsgebäude nach der kurzen Anhörung. Strauss-Kahn habe auch nicht fliehen wollen, als die Ermittler ihn am Samstag aus der Ersten Klasse eines Air-France-Fliegers holten. Der Flug sei lange vorher gebucht worden.

Angeblich Alibi

Rätsel gaben Berichte über ein angebliches Alibi auf. Strauss-Kahn soll sich nach unbestätigten Meldungen französischer Medien zur mutmaßlichen Tatzeit gar nicht in dem Hotel aufgehalten haben. Vielmehr soll er sich mit seiner Tochter zum Essen getroffen haben.

Informationen französischer Medien widersprechen der Darstellung der New Yorker Polizei vom Tatablauf. Laut der Zeitung "Le Monde" war Strauss-Kahn in New York, um seine Tochter zu treffen. Er habe seine Hotelrechnung um 12.28 Uhr bezahlt und sich anschließend mit ihr zum Essen getroffen. Die Polizei hatte nach CNN-Angaben dagegen erklärt, das Zimmermädchen habe Strauss-Kahns Suite gegen 13.00 Uhr Ortszeit betreten, ohne zu wissen, dass sich dort jemand aufhalte. Anschließend habe der IWF-Chef die Frau dort attackiert.

IWF kommt zu Sondersitzung zusammen

Beim übernahm IWF-Vize John Lipsky vorerst die Amtsgeschäfte. Am Montag kam der IWF-Exekutivrat zu einer Sondersitzung zusammen, um sich von Lipsky und dem Rechtsberater des Fonds, Sean Hagan, . "Der Exekutivrat wurde über die strafrechtlichen Vorwürfe gegen den Direktor unterrichtet (...). Der IWF und sein Exekutivrat beobachten die Entwicklungen weiterhin", teilte eine Sprecherin danach mit.

Wie die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf diplomatische Kreise berichtet, läuft bereits die Suche nach einem Nachfolger für Strauss-Kahn. Offen sei allerdings, ob der Posten erneut an einen Europäer gehe oder ob ein asiatisches Land zum ersten Mal Anspruch erhebe.

Derweil entbrennt bereits die Nachfolgedebatte an der IWF-Spitze.

Derweil entbrennt bereits die Nachfolgedebatte an der IWF-Spitze.

(Foto: dpa)

"Asien hat seine IWF-Anteile kürzlich erhöht und könnte daraus einen Anspruch auf den Posten ableiten", hieß es demnach in den Kreisen. Sollte der Posten erneut an einen Europäer gehen, hätte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzministerin Christine Lagarde gute Aussichten, berichtete das Blatt. Aber auch die Bundesregierung halte offenbar Ausschau nach einem möglichen Kandidaten. Nach Informationen der Zeitung werden in Berlin die Namen des derzeitigen Chefs der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London, Thomas Mirow, sowie von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann genannt.

Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker kritisierte die von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit angestoßene Diskussion über einen Nachfolger Strauss-Kahns. Einige Regierungen hätten diese Debatte begonnen, das sei nicht angemessen, sagte Juncker. Er werde Strauss-Kahn, mit dem er befreundet sei, nicht den Rücktritt nahelegen. "Es war nicht schön, die Bilder heute Morgen zu sehen", sagte Juncker. "Das macht mich tief, tief traurig."

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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