Politik

Immer mehr Deserteure in Syrien Das Regime löst sich auf

Nicht alle Deserteure fliehen ins Ausland. Etliche schließen sich auch der oppositionellen Freien Syrischen Armee an.

Nicht alle Deserteure fliehen ins Ausland. Etliche schließen sich auch der oppositionellen Freien Syrischen Armee an.

(Foto: Reuters)

Mehr als 1,5 Millionen Menschen brauchen in Syrien dringend Nothilfe. Das berichten die Vereinten Nationen. Doch die Kämpfe lassen Rettungseinsätze kaum zu. Den Anblick der Opfer des Bürgerkriegs zu ertragen, fällt nun selbst den Angehörigen von Assads Armee immer schwerer.

Langsam aber stetig zerfällt das syrische Regime von Präsident Baschar al-Assad. und bat um Asyl. Jüngst begingen vier hochrangige Offiziere aus der Provinz Aleppo Fahnenflucht. Die vier Brüder stellten eine Videobotschaft ins Netz, in der sie sich von der Armee lossagten.

Die Farben der syrischen Opposition.

Die Farben der syrischen Opposition.

(Foto: REUTERS)

Das oppositionelle Nachrichtenportal "all4syria" hatte Anfang Woche sogar behauptet, Präsidentenberaterin Buthaina Schaaban sei, weil sie als zuverlässiger gelte, anstelle von Außenminister Walid al-Muallim und Vizepräsident Faruk al-Scharaa zu Gesprächen nach Moskau geschickt worden. Allerdings sickerte jetzt durch, dass Schaaban zu dem Sondergesandten Kofi Annan während seines Besuches in Syrien gesagt haben soll: "Ich habe immer davon geträumt, für die Vereinten Nationen zu arbeiten". Jetzt rätseln Beobachter, ob diese Bemerkung vielleicht ein Wink war, der bedeuten sollte, dass Schaaban an einer persönlichen Exit-Strategie arbeitet.

Wie groß die Loyalität der einzelnen Minister und Berater von Präsident Assad insgesamt noch ist, lässt sich schwer abschätzen. Denn nach Angaben ehemaliger Funktionäre, die sich schon vor Monaten abgesetzt hatten, sind Auslandsreisen von Top-Funktionären und ihren Familien nur noch mit Sondergenehmigung von ganz oben gestattet.

Artilleriebeschuss bremst Rotes Kreuz aus

Offenbar setzt mittlerweile auch der Westen auf die Strategie, Deserteure zu ermutigen, um das Assad-Regime zu schwächen. Zuletzt rief Frankreichs Außenamtssprecher Bernard Valéro die Soldaten Assads auf, die Bevölkerung zu schützen und nicht zu bekämpfen. Die Fahnenflucht des Jetpiloten habe ihn veranlasst, "die Mitglieder der syrischen Armee und Sicherheitskräfte aufzurufen, solche Fahnenfluchten fortzusetzen und nicht mehr auf die kriminellen Befehle des Regimes in Damaskus zu hören", sagte er.

Die humanitäre Lage in Syrien spitzt sich derweil immer weiter zu. Die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen ist nach Angaben des UN-Büros für Nothilfekoordinierung (OCHA) auf 1,5 Millionen gestiegen. Im März ging das Büro noch von einer Million Notleidenden aus.

Besonders heikel ist die Situation in der Stadt Homs. Das Rote Kreuz kann in der seit Monaten belagerten Stadt Tausenden Menschen nicht helfen. Ein Team der Hilfsorganisation kehrte unverrichteter Dinge nach Damaskus zurück, weil es die Stadt wegen Artilleriebeschusses durch Regimetruppen nicht erreichen konnte. Das berichteten zumindest syrische Aktivisten. Das syrische Außenministerium machte die Rebellen dafür verantwortlich. "Bewaffnete terroristische Gruppen" hätten auf die Helfer geschossen und sie daran gehindert, bis nach Homs vorzudringen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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