Politik

Gauland zum Krach in der AfD "Das ist wirklich dummes Zeug"

Alexander Gauland ist Vizechef der AfD auf Bundesebene und Landesvorsitzender in Brandenburg.

Alexander Gauland ist Vizechef der AfD auf Bundesebene und Landesvorsitzender in Brandenburg.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der AfD tobt ein heftiger Richtungsstreit. Vizechef Gauland wirft dem liberalen Flügel vor, gemeinsame Positionen verlassen zu haben - die Parteispitze wolle aus der AfD offenbar eine "CDU ohne Euro" machen.

n-tv.de: In der Deutschland-Resolution heißt es, wer die Erfurter Resolution unterschrieben habe, wolle "eine andere AfD, eine AfD der flachen Parolen und der schrillen Töne". Ist das die AfD, die Sie wollen?

Alexander Gauland: Das ist wirklich dummes Zeug. Was in der Erfurter Resolution steht, haben wir vor einem Jahr noch alle gewollt. Das ist völlig harmlos, da steht nichts drin, was in irgendeiner Weise rechtsradikal oder rassistisch ist. Vor einem Jahr hätten wir das alle unterschrieben. Warum das nicht mehr so ist, muss man die fragen, die die andere Resolution geschrieben haben. Ich habe die Erfurter Resolution nicht verfasst, aber ich habe sie unterschrieben; ich sehe darin überhaupt keinen Versuch, die Partei zu spalten. Was da alles erzählt wird, das ist völlig daneben.

Die Erfurter Resolution bedient sich einer starken Wortwahl: Die AfD habe sich "dem Technokratentum, der Feigheit und dem Verrat an den Interessen unseres Landes" angepasst. Das ist ein harter Vorwurf. Gegen wen richtet der sich?

Im Grund richtet sich der Vorwurf an uns alle: dass wir früher einmal etwas völlig anderes wollten, dass im Moment der Eindruck entsteht, als wollten wir uns in Richtung Mainstream bewegen. Das ist kein Vorwurf an eine konkrete Person, da sind alle angesprochen, die in der Partei eine führende Rolle spielen.

Aber der Vorwurf richtet sich doch in erster Linie gegen Bernd Lucke.

Das steht nicht drin und das habe ich auch nicht gesagt, denn wir sind schließlich alle mitverantwortlich für den Kurs der Partei. Von daher kann man Herrn Lucke allein keinen Vorwurf machen. Die Partei insgesamt bewegt sich allerdings in Richtung einer Anschlussfähigkeit an die CDU, sie will offenbar eine "CDU ohne Euro" werden - der Euro ist der einzige Punkt, der uns noch deutlich von den anderen unterscheidet. Aber in vielen anderen Fragen bin ich mir nicht mehr so sicher, wie groß der Unterschied ist.

Ist nicht ein gewisses Maß an Anschlussfähigkeit die Voraussetzung dafür, politisch etwas zu gestalten?

Im Moment überhaupt nicht. Darüber kann man nachdenken, wenn man 20 Prozent erreicht hat, aber nicht, wenn man gerade erst über die Fünf-Prozent-Klausel gekommen ist. Gerade hier im Osten, in Sachsen, Brandenburg und Thüringen, haben wir das geschafft, indem wir ganz andere Positionen in den Mittelpunkt gerückt haben: Ablehnung einer bestimmten Zuwanderung, große Probleme mit dem Islam, Ablehnung von Multikulti und so weiter. Das sind die Positionen, die wir mal alle vertreten haben. Daran erinnert die Erfurter Resolution. Mehr nicht.

In der Erfurter Resolution heißt es, viele Mitglieder der AfD verstünden die Partei "als Widerstandsbewegung gegen die weitere Aushöhlung der Souveränität und der Identität Deutschlands". Wo wird denn die Souveränität und Identität Deutschlands ausgehöhlt?

Wir vertreten eine politische Position, bei der wir Dinge ablehnen, die jetzt auf uns zu kommen. Das ist das Freihandelsabkommen TTIP, das sind die Russland-Sanktionen - alles Dinge, die wir so nicht wollten. Die Diskussion über TTIP wird zeigen, ob wir im amerikanischen Kielwasser fahren oder ob wir eine eigene politische Position haben.

Wir viel Antiamerikanismus steht hinter einer solchen Position?

Ach ja, das wird einem immer wieder erzählt. Aber was heißt Antiamerikanismus? Wenn amerikanische Politik falsch ist, muss man sich von ihr trennen.

Ist die Alternative, sich Russland anzunähern?

Die Alternative ist, dass man die deutschen und europäischen Interessen vertritt. Das hat nichts damit zu tun, sich Russland anzuschließen - ich denke gar nicht daran. Aber wir müssen als Deutsche und Europäer eine eigenständige Position finden. Die Amerikaner haben so viele Fehler gemacht - der ganze Quatsch im Nahen Osten, das verdanken wir alles einer unsinnigen amerikanischen Politik.

Mit Alexander Gauland sprach Hubertus Volmer

Hinweis: Das Interview wurde bereits am vergangenen Dienstag geführt.

Quelle: ntv.de

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