Politik

Warren und Sanders in der Kritik Demokraten liefern sich hitzige TV-Debatte

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Auf der einen Seite stehen zwei Urgesteine mit drastischen Visionen. Auf der anderen Seite positionieren sich wesentlich moderatere Kandidaten. Sie alle wollen 2020 für die Demokraten ins Rennen um die US-Präsidentschaft gehen und schenken sich auf dem Weg dahin nichts.

Beim Kräftemessen der demokratischen Präsidentschaftsbewerber in den USA haben sich zehn der Kandidaten einen intensiven inhaltlichen Schlagabtausch geliefert. Während der live im US-Fernsehen übertragenen Debatte wurden auch die inhaltlichen Unterschiede zwischen den sehr linken und den eher moderaten Kandidaten deutlich.

Auf persönliche Angriffe schienen die Kandidaten dabei bewusst zu verzichten. "Ich weiß, wie man kämpft - und ich weiß, wie man gewinnt", versprach Senatorin Elizabeth Warren, die zu den aussichtsreichsten Kandidaten zählt. Sie werde sich mit Konzernen und Lobbyisten anlegen, um das Leben der Bürger im Land zu verbessern. "Wir haben ein korruptes System, das die Wohlhabenden bevorzugt", erklärte die linke Senatorin.

Aussichtsreiches Trio (von links): Pete Buttigieg, Bernie Sanders und Elizabeth Warren.

Aussichtsreiches Trio (von links): Pete Buttigieg, Bernie Sanders und Elizabeth Warren.

(Foto: AP)

Auch der unabhängige Senator Bernie Sanders gab sich kämpferisch. Er warb für die von ihm vorgeschlagene universelle Krankenversicherung. "Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht, kein Privileg", sagte der 77-Jährige. Zudem forderte der gerade bei jungen Wählern beliebte linke Senator "super-aggressives" Handeln, um den Klimawandel zu bremsen. Dazu gebe es "keine Alternative", sagte er.

Ihre Konkurrenten warfen Sanders und Warren vor, mit ihren Vorschlägen Wähler der politischen Mitte zu vergraulen und Präsident Donald Trump in die Karten zu spielen. Der frühere Abgeordnete John Delaney sprach gar von einer "Märchen-Wirtschaftspolitik" des Senators und der Senatorin. Beide würden "schlechte Politik" vorschlagen und "unmögliche Versprechen" machen wie etwa eine kostenlose Gesundheitsversorgung für alle. "Das wird unabhängige Wähler abschrecken und Trump zur Wiederwahl verhelfen", warnte Delaney bei der in Detroit ausgetragenen TV-Debatte.

Pragmatismus versus "strukturelle Änderungen"

Senatorin Amy Klobuchar sagte, sie selbst habe "mutige Ideen", bleibe aber auf dem Boden der Tatsachen. Ex-Gouverneur John Hickenlooper sagte, bei der Reform des Gesundheitswesens sei "eine Evolution, keine Revolution" nötig. Sanders Pläne würden das Ende einer privaten Krankenversicherung für Dutzende Millionen Menschen bedeuten. Der Gouverneur von Montana, Steve Bullock, warf Warren vor, ihr Vorschlag zur Entkriminalisierung illegaler Grenzübertritte würde Trump in die Hände spielen.

Warren und Sanders verteidigten dagegen ihre umfassenden Reformvorschläge. Die 70-jährige Warren sagte, notwendig seien "große, strukturelle Änderungen" des Wirtschaftssystems. Wer Trump ohne Rückgrat entgegentrete, erhalte ein System, das den Reichen und gut Vernetzten geholfen und "Schmutz in die Gesichter aller anderen" geworfen habe.

Warren und Sanders haben ähnliche politische Programme: Sie wollen ein umfassendes öffentliches Gesundheitssystem, gebührenfreie öffentliche Hochschulen, höhere Steuern für Reiche und strikte Regeln für die Wall Street. In Umfragen für die Vorwahlen der Demokraten liegen sie etwa gleichauf mit 15 Prozent auf Platz zwei - hinter dem früheren Vize-Präsidenten Joe Biden, der bei rund 32 Prozent liegt.

Zweite Debatte mit Biden und Harris

Ein weiterer aussichtsreicher Kandidat im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur, der aufstrebende Bürgermeister Pete Buttigieg, gab sich gemäßigter und pragmatischer. Er verurteilte die jüngsten als rassistisch angesehenen Bemerkungen von US-Präsident Donald Trump. Buttigieg versprach, sich für Aussöhnung einzusetzen, räumte aber auch ein, dass es keine schnelle Patentlösung gebe. "Wenn heute ein Schwarzer in die Notaufnahme kommt, werden seine Klagen über Schmerzen weniger ernst genommen", sagte er. Auch auf dem Arbeitsmarkt seien Schwarze weiter benachteiligt.

Angesichts des großen Bewerberfeldes bei den Demokraten sind für die TV-Debatte zwei Abende angesetzt mit jeweils zehn Bewerbern. In der Nacht zu Donnerstag folgt die zweite Runde: Dann werden unter anderen Ex-Vizepräsident Joe Biden und die Senatorin Kamala Harris aufeinandertreffen, deren Duell nach der ersten großen Debatte Ende Juni viel Aufmerksamkeit erhalten hatte.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa

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