Politik

Ökostrom-Umlage steigt "Den Kostenbuckel schleppen wir mit"

Ein "Kostenbuckel" aus den Jahren, als die Photovoltaik noch teuer war.

Ein "Kostenbuckel" aus den Jahren, als die Photovoltaik noch teuer war.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Ökostrom-Umlage sorgt wieder für Aufregung. Denn laut Prognose der Netzbetreiber, auf deren Grundlage die Umlagehöhe festgelegt wird, könnte sie 2013 um bis zu 40 Euro jährlich steigen. Das liegt vor allem an der Förderung der Photovoltaik. Dennoch brächte es nichts, den Zubau jetzt zu reduzieren, sagt der Stromkostenexperte Bernd Wenzel. Für die Zukunft gelte: "Wenn man beim Ausbau der erneuerbaren Energien sparen will, müsste man die Windkraft an Land ausbauen."

n-tv.de: Derzeit liegt die Ökostrom-Umlage bei gut 3,5 Cent pro Kilowattstunde, 2012 werden es knapp 3,6 Cent sein, also kaum mehr. Für 2013 wird ein Anstieg auf einen Wert zwischen 3,66 und 4,74 Cent erwartet. Für einen Durchschnittshaushalt mit 3500 kW/h wären das bis zu 40 Euro zusätzlich im Jahr. Wie verlässlich ist so eine Prognose?

Bernd Wenzel: In solchen Prognosen ist generell ein erhebliches Maß an Unsicherheit, weil die Einspeisung im Bereich von Solar und Wind natürlichen Schwankungen unterliegt. Für 2012 lag die Prognose zwischen 3,4 und 4,4 Cent. Die tatsächliche Umlage für das kommende Jahr ist dann bei 3,6 Cent gelandet, also im unteren Bereich, wobei mit dem dreiprozentigen Liquiditätspuffer hier noch erzeugungsunabhängige Effekte eingingen. Je größer die installierte Leistung ist, desto größer wird auch die mögliche Schwankung bei der Einspeisung. Allein beim Wind kann die Schwankung derzeit locker 10 bis 15 Terawattstunden Unterschied in der Erzeugung machen.

Windräder an Land sind die günstigste Form der erneuerbaren Energien.

Windräder an Land sind die günstigste Form der erneuerbaren Energien.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wer legt die Höhe der EEG-Umlage am Ende fest?

Letztlich nur die ÜNBs, die Übertragungsnetzbetreiber.

Gibt es ein politisches Durchgriffsrecht auf diese Preissteigerungen oder sind die Netzbetreiber frei in ihrer Festlegung?

Bisher sind sie völlig frei. Das liegt einfach daran, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz privatwirtschaftlich ausgerichtet ist, der Gesetzgeber hat lediglich den Rahmen gesetzt. Das gilt auch für die Finanzflüsse: Abgesehen von der Umsatzsteuer auf die EEG-Umlage geht da nichts in den Staatshaushalt. Die Zahlungsflüsse zwischen den Stromkunden und den Anlagebetreibern - also die EEG-Umlage - ist eine privatwirtschaftliche Umverteilung. Es gibt Abstimmungen informeller Art zwischen den ÜNBs sowie dem Umwelt- und dem Wirtschaftsministerium, mehr aber auch nicht.

Die Prognose der Netzbetreiber macht den Ausbau bei Biomasse und vor allem Photovoltaikanlagen für den Anstieg verantwortlich.

Bisher sind das die teuersten Technologien, diese haben die höchsten Differenzkosten.

Differenzkosten?

Das ist die Differenz zwischen dem, was der EEG-Stromerzeuger bekommt, und dem am Strommarkt üblichen Durchschnittspreis. Die ist bei Biomasse und Photovoltaik am höchsten. Bei einer Biomasse-Anlage betragen die Differenzkosten um die 15 Cent pro kWh, bei Photovoltaikanlagen sind es zwischen 20 und 25 Cent. Wind liegt mit 3 bis 4 Cent pro kWh deutlich darunter - Offshore-Wind wird mit 10 bis 14 Cent pro kWh Differenzkosten deutlich teuer werden, aber der spielt im Moment noch keine große Rolle, das kommt erst in den nächsten Jahren.

Wäre es sinnvoll, die Förderung von Photovoltaik weiter zu reduzieren, um Kosten zu sparen?

Bernd Wenzel leitet das Ingenieurbüro für neue Energien (IfnE). Für das Bundesumweltministerium prüft er die Umlageprognosen der Stromnetzbetreiber.

Bernd Wenzel leitet das Ingenieurbüro für neue Energien (IfnE). Für das Bundesumweltministerium prüft er die Umlageprognosen der Stromnetzbetreiber.

(Foto: IfnE)

Die Vergütungssätze für Photovoltaik werden in den nächsten Jahren ohnehin deutlich runter gehen. Der Anteil am weiteren Anstieg der EEG-Umlage durch Photovoltaik wird damit sehr viel geringer ausfallen.

Aber?

Photovoltaikanlagen werden über einen Zeitraum von 20 Jahren abbezahlt, sogar 21 Jahre, wenn sie Anfang Januar in Betrieb gegangen sind. Selbst wenn wir den Zubau jetzt auf null reduzieren würden, würde das die EEG-Umlage nicht verringern, sondern nur einen weiteren Anstieg begrenzen. Eigentlich hätte man den Zubau einschränken müssen, als die Photovoltaikanlagen noch sehr teuer waren. Den Kostenbuckel, den wir jetzt haben, den schleppen wir auf jeden Fall die nächsten Jahre mit.

Wird dieser Fehler jetzt bei der Offshore-Windkraft wiederholt?

Wenn man beim Ausbau der erneuerbaren Energien sparen will, müsste man die Windkraft an Land ausbauen. Das ist die preiswerteste Form.

Mit Bernd Wenzel sprach Hubertus Volmer

 

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen