Politik

Bis zu 40 Euro mehr Ökostrom-Umlage soll steigen

Windräder in der Ostsee. Offshore-Windkraft ist deutlich teurer als Windräder an Land. Sie könnte der nächste große Kostentreiber werden.

Windräder in der Ostsee. Offshore-Windkraft ist deutlich teurer als Windräder an Land. Sie könnte der nächste große Kostentreiber werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Kosten für die Förderung erneuerbarer Energien könnten für die deutschen Verbraucher laut einer Prognose bis 2013 stark ansteigen. Doch die Möglichkeiten der Regierung sind begrenzt: Eine Reduzierung der Solar-Förderung würde jetzt nicht mehr viel bringen.

Die Kosten für den Ausbau bei den erneuerbaren Energien werden für die deutschen Verbraucher in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Das ergibt sich aus einer Prognose der Übertragungsnetzbetreiber, auf deren Grundlage die sogenannte EEG-Umlage ermittelt wird.

Während die über den Strompreis zu zahlende Umlage im kommenden Jahr mit 3,59 Cent pro Kilowattstunde etwa auf dem jetzigen Niveau bleiben wird, erwarten die Stromnetzbetreiber für 2013 eine Umlage zwischen 3,6 und 4,7 Cent pro Kilowattstunde. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 3500 kW/h wären das Mehrkosten in Höhe von maximal 40 Euro.

40 Euro möglich, aber unwahrscheinlich

Die Veröffentlichung der Prognose hat vor allem einen starken psychologischen Effekt: In der Regel wird in der Berichterstattung - wie in der Überschrift zu diesem Artikel auch - die höchstmögliche Erhöhung aufgegriffen. Dass es zu einer so hohen Steigerung der Ökostrom-Umlage kommt, ist jedoch unwahrscheinlich. Für 2012 lag die Prognose beispielsweise zwischen 3,4 und 4,4 Cent. Die tatsächliche Umlage für das kommende Jahr wurde dann auf 3,6 Cent festgelegt.

Zudem senkt mehr Ökostrom zugleich auch die Einkaufspreise für Strom - auch das könnte dazu führen, dass die Mehrbelastung sich in Grenzen hält.

"Kostenbuckel" aus den vergangenen Jahren

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte im Rahmen der Beschlüsse zur Energiewende betont, die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegte Umlage solle nicht über 3,5 Cent steigen. Um dieses Versprechen einzuhalten, könnte daher der Druck steigen, etwa den Ausbau der Solarenergie stärker als geplant zu drosseln.

Experten weisen allerdings darauf hin, dass dies nicht viel bringen wird: Was jetzt für einen Anstieg bei der EEG-Umlage sorgt, sind nicht die künftigen Photovoltaikanlagen, sondern jene, die zu Zeiten gebaut wurden, als die Preise und die Umlage sehr hoch waren. Dieser "Kostenbuckel" müsse "auf jeden Fall" noch einige Jahre mitgeschleppt werden, sagte Bernd Wenzel vom Ingenieurbüro für neue Energie n-tv.de.

Immer mehr Ausnahmen für die Industrie

Der Wirtschaftsflügel der Union hatte wiederholt eine Förderung nur der ersten 1000 Megawatt an neu installierter Leistung ins Spiel gebracht, in diesem Jahr werden 6500 Megawatt erwartet. Die Grünen kritisieren, der Umlageanstieg für die Verbraucher hänge vor allem mit immer mehr Ausnahmen für die Industrie zusammen, die Umlagekosten würden sich daher auf weniger Schultern verteilen.

Bis zum Jahr 2015 wird nach Angaben der für die Verwaltung des Umlagekontos zuständigen Übertragungsnetzbetreiber eine installierte Leistung von 86.000 Megawatt (MW) aus erneuerbaren Energiequellen erwartet. Davon könnten über 90 Prozent auf Solar- und Windenergie (jeweils rund 39.000 MW) entfallen. Derzeit sind knapp 65.000 MW an erneuerbaren Energien (Wasserkraft, Geothermie, Biomasse, Wind, Photovoltaik) installiert - der Anteil an der Stromerzeugung betrug zuletzt erstmals 20 Prozent, bis 2020 soll er auf 35 Prozent steigen.

Die Betreiber von Biogasanlagen, Wind- oder Solarparks bekommen Vergütungen, die deutlich über dem Marktpreis für Strom liegen. Diesen Zuschlag zahlen alle Stromverbraucher über die EEG-Umlage. Je nach Verbrauch schlägt sich die Umlage mit 120 bis 150 Euro pro Jahr und Haushalt nieder. Die Vergütungssätze werden regelmäßig angepasst, um die Kosten für die Verbraucher im Griff zu halten. Seit dem Jahr 2000 wurden rund 65 Milliarden Euro an Vergütungen gezahlt. Die Branche betont, dass zwar der Ausbau der Ökoenergien zunächst teuer sei, dafür aber keine milliardenschweren Folgekosten durch Entsorgung und Umweltschäden wie bei Atom- und Kohlekraft entstünden.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen