"Wir können nicht alles richtig gemacht haben" Der Absturz der Grünen
22.09.2013, 19:50 Uhr
Geteert und gefedert - so endete die Wahl für die Grünen.
(Foto: imago stock&people)
Der Absturz zurück in die Einstelligkeit ist für die Grünen ein Debakel. Erste Schuldzuweisungen deuten in Richtung Jürgen Trittin. Der will sich "der bitteren Realität" stellen, sagt jedoch nichts über persönliche Konsequenzen. Scharfe Kritik kommt aus Baden-Württemberg.
Für die Grünen ist das Ergebnis der Bundestagswahl ein Desaster. Noch 2011 hatte sich die Öko-Partei über Umfrageergebnisse deutlich über 20 Prozent freuen dürfen, die Grünen galten als neue Volkspartei.
Vorbei. Mit Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt an der Spitze schaffte die Partei es nicht einmal, ihr Wahlergebnis von 2009 zu halten."Wir haben unsere Ziele nicht erreicht", räumte eine sichtlich enttäuschte, zugleich jedoch kämpferische Göring-Eckardt nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen ein. Nun müsse das Ergebnis "sehr ehrlich und klar" analysiert werden.
Koalitionsgespräche mit der Union wollte Göring-Eckardt nicht ausschließen. "Aber die Erfolgsaussichten dafür sehe ich nicht besonders groß."
Göring-Eckardt verwies ebenso wie Co-Spitzenkandidat Trittin darauf, dass die Grünen im Wahlkampf starkem Gegenwind ausgesetzt gewesen seien. "Wir werden uns dieser bitteren Realität stellen müssen", sagte Trittin zu dem Wahlergebnis. Vor allem ihm war vorgeworfen worden, den Wahlkampf mit einem Steuerkonzept statt mit grüner Energiepolitik geführt zu haben. Dazu kam noch die Pädophilie-Debatte, die den Grünen möglicherweise geschadet hat.
Trittin sagt nichts über persönliche Konsequenzen
Auch Trittin schloss Gespräche über ein schwarz-grünes Bündnis nicht aus. "Wir sprechen mit allen demokratischen Parteien", sagte er. "Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dabei etwas rauskommt, halte ich nicht für besonders hoch." Er verwies unter anderem auf die Differenzen zur Union bei der Umsetzung der Energiewende.
Auch Trittin räumte ein, dass die Grünen ihre Wahlziele klar verfehlt hätten. Zu persönlichen Konsequenzen wollte er sich zunächst nicht äußern: "Wir werden das gemeinsam analysieren, was wir falsch gemacht haben miteinander, und dann werden wir die weiteren Schritte machen. Das machen wir nicht am Wahlabend."
Scharfe Kritik aus Baden-Württemberg
Eine schonungslose Analyse forderte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von seiner Partei. "Wir können offensichtlich nicht alles richtig gemacht haben nach so einem Ergebnis", sagte er. Mit Blick auf die Steuererhöhungspläne seiner Partei ergänzte er: "Mit dem Kurs hätten andere auch ein schlechtes Ergebnis eingefahren." Ob nun eine schwarz-grüne Koalition realistisch sei, wollte Kretschmann nicht kommentieren. "Das Heft des Handelns liegt bei der Bundeskanzlerin", sagte er.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sagte der "Welt", das Ergebnis sei "eine furchtbare Niederlage, die uns und unsere Themen weit zurückwirft". Palmer, der die Steuerpläne ebenso wie Kretschmann schon im Wahlkampf kritisiert hatte, fügte hinzu: "So schlecht, wie Schwarz-Gelb vier Jahre lang regiert hat, müssen wir uns eingestehen: Die Niederlage haben wir selbst gemacht."
Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP