Anführer ist Ex-Gangster-Rapper Deutsche bilden in Syrien eigene Brigade
15.06.2014, 13:07 Uhr
Mitglieder der islamistischen Isis im syrischen Raqqa. Nach Erfolgen in dem Bürgerkriegsland hat die Organisation ihren Einfluss auf den Irak ausgedehnt.
(Foto: AP)
Etwa 320 deutsche Salafisten sollen im syrischen Bürgerkrieg kämpfen. Ermittlungen der Bundesanwaltschaft ergeben nun, dass einige von ihnen eine eigene Kampfeinheit bilden. Deren Anführer ist in Deutschland nicht unbekannt - und wurde bereits totgesagt.
In den Krisenstaaten Syrien und Irak kämpfen nach Medieninformationen immer mehr deutsche Islamisten. Ermittlungen der Bundesanwaltschaft hätten auf die Spur einer Kampfeinheit namens "Deutsche Brigade von Millatu Ibrahim" geführt.
Ihr Anführer ist den Erkenntnissen zufolge Denis Cuspert aus Deutschland, der einst als Berliner Gangsta-Rapper Deso Dogg auftrat, berichtete der "Focus". Im April hatten Nachrichten kursiert, dass Cuspert in Syrien gestorben sei. Diese konnten allerdings nicht bestätigt werden.
Die Mitglieder von Cusperts Zelle kämen mehrheitlich aus dem Rheinland, dem Solinger und Frankfurter Raum. Zu seinen Anhängern gehöre ein Radikaler aus Bonn, dessen Ehefrau seit März in deutscher Untersuchungshaft sitze, weil sie für die Terrorgruppe Isis Spendengelder gesammelt und transferiert haben soll.
Die Gruppe stütze sich in Deutschland auf das noch intakte Netzwerk des verbotenen Radikalenvereins "Millatu Ibrahim" aus Solingen. Die Brigade werbe permanent um neue Rekruten. Die Propagandisten schwärmten vom Krieg in Syrien. Nach einer Studie des renommierten King's College in London kämpften vergangenen Dezember 11.000 Ausländer in Syrien. 3000 davon kamen aus dem Westen, über zwei Drittel aus Europa. Allein aus Deutschland hätten sich 320 militante Islamisten den Isis-Truppen angeschlossen, die in Syrien und im Irak operieren.
Minister verschärfen Maßnahmen
Die Innenminister der Länder und des Bundes hatten zuletzt beschlossen, härter gegen gewaltbereite Salafisten vorzugehen. Die Sicherheitsbehörden sollen die Ausreise potenzieller Gewalttäter in den syrischen Bürgerkrieg verhindern. Dazu wollen sie stärker in der radikal-salafistische Szene ermitteln. Auch das Personalausweisrecht könnte verschärft werden, um die Reisemöglichkeiten über die Türkei nach Syrien einzuschränken.
Die Innenminister beauftragten zudem eine Arbeitsgruppe, ein länderübergreifendes Präventionsnetzwerk Salafismus auszubauen. "Die Ausreisen in das Bürgerkriegsgebiet machen uns große Sorge", erklärte Nordrhein-Westfalens Innenminister Jäger, der derzeitige Vorsitzende der Innenministerkonferenz. Gewaltbereite Salafisten, die aus den Bürgerkriegsgebieten zurückkehrten, stellten ein hohes Sicherheitsrisiko dar.
Quelle: ntv.de, mli/dpa