Überfall auf Interconti-Hotel Deutsche stirbt bei Anschlag in Kabul
22.01.2018, 13:22 Uhr
Schwer beschädigt und teilweise ausgebrannt: Das Intercontinental-Hotel in Kabul.
(Foto: imago/Xinhua)
Der Überfall auf Hotelgäste in Kabul dauert ungewöhnlich lange: Erst nach 17 Stunden können Sicherheitskräfte die um sich feuernden Hotel-Attentäter überwältigen. Zwei Tage danach ist klar: Im blutigen Terror kommt auch eine Deutsche ums Leben.
Bei dem brutalen Überfall auf das Intercontinental-Hotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es auch ein deutsches Todesopfer gegeben. Dies teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin mit. Nähere Angaben zur Identität des Opfers gab es von offizieller Seite zunächst nicht. Erst sollten die Angehörigen informiert werden, hieß es. Berichten zufolge handelt es sich um eine Mitarbeiterin einer internationalen Hilfsorganisation.
Bei dem Anschlag hatten sich Angreifer in der Nacht auf Sonntag über rund 17 Stunden hinweg Schießereien mit Sicherheitskräften geliefert. An den Gefechten waren auch Spezialkräfte der afghanischen Armee und Soldaten des norwegischen Afghanistan-Kontingents beteiligt. Den Schilderungen Überlebender zufolge gingen die schwer bewaffneten Terroristen während des Überfall von Raum zu Raum, um gezielt nach Hotelgästen aus dem Ausland zu suchen.
Im Inneren des Gebäudes brach während der Attacke zeitweise Feuer aus. Einzelne Personen kamen offenbar bei dem Versuch ums Leben, den Angreifern über die Balkonfassade zu entkommen. Augenzeugen berichteten auch von Fällen, bei denen die Attentäter ihre Opfer über die Brüstung in die Tiefe gestoßen haben sollen. Radikalislamische Taliban hatten nach der Attacke die Verantwortung übernommen.
Die Lage in Kabul blieb auch nach dem Wochenende noch unübersichtlich. Unklar war insbesondere, wie viele Opfer der Anschlag insgesamt forderte. Wie die Sprecherin des deutschen Auswärtigen Amts mitteilte, gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass sich weitere deutsche Staatsbürger unter den Verletzten befinden.
Insgesamt 19 Todesopfer?
Insgesamt wurden bei dem Taliban-Angriff und den nachfolgenden Gefechten mehr als 20 Menschen getötet worden sein. Während das afghanische Gesundheitsministerium von 22 Toten sprach, gab das Innenministerium in Kabul die Zahl der Toten mit 19, darunter 14 Ausländer, an.
Ein verletzter Afghane sei in der Nacht gestorben, sagte ein Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi. Außerdem seien bei dem Angriff, der am späten Samstagabend begonnen hatte, alle sechs Angreifer getötet worden. Im Bekennerschreiben der Taliban hieß es dagegen, fünf "heilige Krieger" hätten Dutzende ausländische und afghanische Feinde getötet.
Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums sagte, bisher seien 22 Leichen geborgen worden. Die Zahl beinhalte aber möglicherweise auch die Leichen von Attentätern. Augenzeugen hatten am Wochenende die Angaben der afghanischen Regierung als schwer untertrieben kritisiert.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa