Wahlkampfhilfe für Trump? Die Russland-Connection des Juniors
12.07.2017, 13:03 Uhr
Der Sohn des US-Präsidenten Trump, Donald Trump Jr., hat unter Druck zugegeben, sich im Wahlkampf 2016 mit einer russischen Anwältin getroffen zu haben, von der er sich heikle Informationen über Hillary Clinton versprach.
(Foto: picture alliance / Carolyn Kaste)
E-Mails, in denen sich Donald Trumps Sohn für schmutzige Informationen über Hillary Clinton interessiert, bringen neue Nahrung für die Frage: Welche Verbindungen nach Moskau pflegte Donald Trump während seiner Kandidatur?
Donald Trumps Standpunkt ist: Berichte über ein ominöses Treffen im Trump-Tower im Juni 2016 sind wieder einmal Teil der "größten Hexenjagd der politischen Geschichte". Das, was sein Sohn mit einer angeblichen Vertreterin der russischen Regierung im Wahlkampf besprochen hat, hat nichts mit ihm zu tun. Donald Trump Jr., seine rechte Hand in seinem Immobilienimperium, Paul Manafort, der Drahtzieher seiner Präsidentschaftsbewerbung und Jared Kushner, sein Schwiegersohn und enger Berater, interessieren sich für Moskauer Schmutz über Hillary Clinton - und der Kandidat ist darüber nicht im Bilde?
Das ist wirklich reichlich unglaubwürdig. Schon haben US-Journalisten Videosequenzen aufgetrieben, die den Kandidaten in den Tagen zeigen, in denen das Treffen eingefädelt wurde. Er verspricht seinen Anhängern eine "sehr informative und sehr, sehr interessante" Rede über Hillary Clinton. Worum es darin gehen wird? Womöglich erhoffte er sich von seinem Sohn entsprechendes Futter.
Trumps heutiger Reflex zur Distanzierung ist jedoch durchaus verständlich. Sich sensible ausländische Informationen über seine demokratische Kontrahentin zu beschaffen, ist nach Ansicht vieler Juristen illegal. Und die Verbindung, über die sie zustande kam, ist alles andere als vorzeigbar. Die von Trump Jr. veröffentlichten E-Mails offenbaren eine Russland-Connection, die schillernder und zwielichtiger kaum sein könnte. Wer sind die Leute, mit denen sich Trumps Sohn da eingelassen hat?
Rob Goldstone
Der veröffentlichte Mailverkehr bestand zwischen Trump Jr. und Rob Goldstone. Der britische Musikpublizist hat beste Kontakte nach Moskau, er pendelte laut "Guardian" jahrelang zwischen den USA und Russland. Seit 2013 war er mindestens 19 Mal in dem Land, er bezeichnet es als sein zweites Zuhause. Der untersetzte Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem späten Diego Maradona hat, war nach eigenen Angaben lange Jahre Marketingdirektor für bekannte Musiker, darunter auch Michael Jackson. Die wodkaschwangeren Partys des New Yorkers sind legendär. "The Daily Beast" bezeichnet ihn als Playboy.
Goldstone ist der Mann, der das Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Weselnitskaja einfädelte. Um Geheimhaltung scherte er sich dabei ganz offensichtlich wenig. Bei Facebook teilte er am 9. Juni 2016 - vermutlich voller Stolz - mit, den Präsidentschaftskandidaten gerade im Trump Tower zu treffen. In den bewegten Stunden nach Trumps Wahlsieg im Herbst 2016 postete er bei Instagram ein Foto von sich. Er trägt darauf ein "Russia"-T-Shirt. Versehen hat er das Bild mit den Worten "Hedging bets", das bedeutet so viel wie "Auf Nummer sicher gehen". Ziemlich zweideutig.
Emin Agalarov
Goldstone ist PR-Manager des russischen Popsängers Emin Agalarov. Emin Agalarov wird in den E-Mails von Goldstone an Trump Jr. immer wieder erwähnt. Der Sohn des Präsidentschaftskandidaten solle mit ihm über "diese Hillary-Info" sprechen, von der Trump Jr. schreibt, dass er sie liebe, sollte es um das gehen, was er erwarte. Die Informationen stammten demnach von einem russischen Staatsanwalt. Es handele sich um "offizielle Dokumente und Informationen, die Hillary und ihre Beziehungen zu Russland diskreditieren könnten. Sie seien "Teil der Unterstützung Russlands und der Regierung für Herrn Trump".
Agalarovs Verbindungen zu Donald Trump Sr. sind seit 2013 verbrieft. Der Musiker trat damals bei der Miss-Universe-Show in Moskau auf, das Spektakel wurde von Trump mitorganisiert. Parallel zu der Veranstaltung veröffentlichte Emin Agalarov ein Musikvideo - mit Trump als Gaststar (im Video ab Minute 3:23). Einer der Sponsoren der Veranstaltung war die Familie Agalarov, Emins Vater Aras ist reich und einflussreich.
Aras Agalarov

Aras Agalarov und Donald Trump arbeiteten bei der "Miss Universe"-Veranstaltung im Jahr 2013 zusammen.
(Foto: REUTERS)
Der superreiche Immobilienmagnat ist ein Geschäftspartner von Donald Trump. Als der heutige US-Präsident 2013 in Moskau war, nutzten die beiden die Gelegenheit für einen Deal: Wie die "Washington Post" berichtet, unterzeichneten sie einen Vorvertrag zum Bau eines Trump Towers in Moskau. Als Trump ins Rennen um die US-Präsidentschaft einstieg, wurde das Projekt auf Eis gelegt.
Aras Agalarov und sein Sohn haben einen direkten Zugang zur Macht. Die "New York Times" schreibt, die Familie "scheint eine gute Beziehung zu Russlands Präsident Wladimir Putin zu haben". Agalarov ist Träger des "Ordens der Ehre", eine der höchsten zivilen Auszeichnungen des russischen Staates. Verliehen wurde er Agalarov 2013 von Putin höchstpersönlich.
Natalia Weselnitskaja

Natalia Weselnitskaja will nichts mit dem Kreml und schmutzigen Infos über Clinton zu tun haben.
(Foto: AP)
Die russische Anwältin ist die Person, um die es bei dem Treffen am 9. Juni 2016 ging: Sie wird in den E-Mails von Goldstone als Repräsentantin des russischen Staates vorgestellt - ein Auftraggeber, den Weselnitskaja in Interviews mit US-Medien tapfer leugnet. Auch ein Kreml-Sprecher sagt: "Wir wissen nicht, wer sie ist." Ist das glaubwürdig? Gesichert ist, dass sie in den USA bekannt ist als Kämpferin gegen Sanktionen gegen russisch geführte Unternehmen. Zu ihren Klienten gehören nach eigenen Angaben auch staatliche Firmen. US-Medien geben an, dass sie in den USA mehrere Einzelpersonen mit engen Verbindungen zum Kreml vertritt.
Weselnitskaja berichtete der "Washington Post" von dem Treffen im Trump Tower: "Wir saßen zusammen und sprachen ein paar Minuten miteinander. Und es wurde klar, dass wir von zwei unterschiedlichen Dingen sprachen." Ihr sei es darum gegangen, Lobbyarbeit für ein Ende der US-Sanktionen gegen russischen Firmen zu betreiben. Und Trump Jr. sagte Fox News: Die Begegnung mit der Anwältin seien "im wahrsten Sinne des Wortes nur 20 vergeudete Minuten" gewesen.
Das hochkarätige Meeting im Trump Tower war also nur ein Missverständnis? Selbst wenn dies wahr sein sollte: Das hungrige Interesse der Trump-Kampagne an russischer Wahlkampfhilfe ist seit der Affäre nicht mehr als "Fake News" wegzureden und belegt - durch von dem Präsidentensohn höchstpersönlich veröffentlichte, authentische E-Mails.
Quelle: ntv.de