Hohe Dunkelziffer bei Todesopfern Ein Drittel der Kämpfer im Jemen sind Kinder
09.04.2015, 20:21 Uhr
Kinder fliehen mit ihrer Familie vor den Kämpfen. Andere müssen selbst zur Waffe greifen.
(Foto: REUTERS)
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schlägt Alarm. Der Bürgerkrieg im Jemen fordert seine Opfer vor allem unter den Kindern. Viele werden als Kämpfer eingesetzt. Allerdings leiden auch alle anderen an den furchtbaren Bedingungen.
Bis zu einem Drittel der Kämpfer im Bürgerkrieg im Jemen sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef Kinder. "Wir sehen Kinder im Kampf, an Kontrollpunkten und leider auch unter den Toten und Verletzten", sagte der Unicef-Vertreter im Jemen, Julien Harneis. Unicef-Mitarbeiter und ihre Partner schätzten die Zahl der Kinder in bewaffneten Gruppen auf bis zu 30 Prozent, sagte er. In der jemenitischen Stammeskultur sei es üblich, dass Jungen früh an der Waffe ausgebildet würden.
Seit dem 26. März sind bei bewaffneten Auseinandersetzungen im Jemen nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks mindestens 77 Kinder getötet und 44 weitere verletzt worden. Die tatsächlichen Zahlen seien vermutlich weitaus höher, beklagte Harneis.
Durch die immer heftigeren Kämpfe im Jemen werde die Gesundheitsversorgung beeinträchtigt und die ohnehin schwierigen Lebensbedingungen vieler Kinder in dem Land würden verschärft. Diesen Kindern drohe eine akute Nahrungsmittelkrise und Mangelernährung. Schon vor einem Jahr lag die chronische Mangelernährung bei 48 Prozent - laut Harneis eine der höchsten Raten weltweit.
Eine Million ohne Schule
Auch die Schulbildung erleide durch die Kämpfe weitere Rückschläge. Schon jetzt gingen eine Million schulpflichtige Kinder nicht zur Schule. Harneis hält sich derzeit in Genf auf, um Diplomaten über das Leid der Kinder vor Ort zu unterrichten.
Im Jemen hatte die schiitische Huthi-Miliz im September die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa übernommen, seitdem rückte sie immer weiter nach Süden vor. Der international anerkannte Präsident Abd Rabo Mansur Hadi floh zunächst in die südliche Hafenstadt Aden und inzwischen nach Saudi-Arabien. Saudi-Arabien und mehrere andere arabische Staaten begannen am 26. März, Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen zu fliegen.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP