Politik

Mehr Andrang, weniger Spenden Ein Drittel der Tafeln schickt Bedürftige weg

Die Tafeln könnten aber nicht auffangen, "was der Staat nicht schafft", sagte der Vorsitzende des Dachverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl.

Die Tafeln könnten aber nicht auffangen, "was der Staat nicht schafft", sagte der Vorsitzende des Dachverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die gestiegenen Lebenshaltungskosten machen sich bei vielen bemerkbar. Immer mehr versorgen sich deshalb bei den Tafeln mit Lebensmitteln. Doch auch die Einrichtungen kommen an ihre Grenzen.

Die Tafeln in Deutschland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie zurzeit. "Seit Jahresbeginn verzeichnen wir einen Anstieg der Kundinnen und Kunden von 50 Prozent", sagte der Vorsitzende des Dachverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl, der Düsseldorfer "Rheinischen Post".

Insgesamt kämen etwa zwei Millionen Menschen. Gleichzeitig seien die Lebensmittelspenden zurückgegangen. "Rund ein Drittel der Tafeln sind so überlastet, dass sie Aufnahmestopps verhängen mussten", sagte Brühl. Hilfesuchende Menschen wegzuschicken, sei für Helfer aber psychisch enorm belastend. Auffällig seien die Einzelschicksale, so Brühl. "Die Menschen haben große Existenzängste und Sorgen, wie sie Lebensmittel, Wohnen, Heizen zahlen können."

Die Tafeln könnten aber nicht auffangen, "was der Staat nicht schafft". Die staatlichen Hilfen seien "unzureichend" und kämen zu spät. "Menschen, die zu den Tafeln kommen, haben keine Reserven. Armutsbetroffene Menschen brauchen jetzt schnelle Hilfen", betonte Brühl und appellierte auch an die Solidarität der Gesellschaft: "Wir sind ein reiches Land, wir können es schaffen, dass alle Menschen gut durch diesen Winter kommen."

Ende September bezifferte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Zahl derer, die sich bei den Tafeln versorgen, auf knapp 1,1 Millionen Menschen. Dabei bezogen sich das Institut auf eine Umfrage aus dem Jahr 2020. Steigende Preise und der Bedarf von Geflüchteten führten zu hohem Andrang in den Ausgabestellen.

Die bundesweit rund 960 Tafeln verteilen an Bedürftige Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können. Drei Viertel der Menschen, die Tafeln nutzten, leben nach der DIW-Umfrage von Grundsicherung. Viele seien von Armut bedroht und gesundheitlich beeinträchtigt. Besonders häufig nutzen Alleinerziehende und Paare mit Kindern die Tafeln. Ein Viertel der Menschen, die von den Tafeln profitierten, seien Kinder.

Quelle: ntv.de, ses/dpa

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