Türkei kündigt Sanktionen an Erdogan: Niederlande sind "verdorben"
14.03.2017, 14:36 Uhr
Viele Türken demonstrierten in Rotterdam gegen den niederländischen Türkei-Kurs.
(Foto: imago/Hollandse Hoogte)
Der Streit zwischen den Niederlanden und der Türkei nimmt an Schärfe zu. Präsident Erdogan wirft dem Land "Staatsterrorismus" vor. Es sei zudem verantwortlich für das Massaker von Srebrenica - was Premier Rutte deutlich zurückweist.
Im Streit um die Absage mehrerer Wahlkampfauftritte türkischer Minister hat Präsident Recep Tayyip Erdogan den Niederlanden "Staatsterrorismus" vorgeworfen. Bei einer Rede im Präsidentenpalast in Ankara drohte Erdogan Den Haag mit "neuen Maßnahmen", um das Land zu bestrafen. Zuvor hatte das Außenministerium erklärt, alle Begegnungen ab Ministerebene auszusetzen.
Zudem lastete Ankara den Niederlanden das Massaker im bosnischen Srebrenica an. "Wir kennen Holland und die Holländer noch vom Massaker von Srebrenica", sagte Erdogan. "Wie verdorben ihre Natur und ihr Charakter ist, wissen wir daher, dass sie dort 8000 Bosniaken ermordet haben." Der Präsident fügte hinzu: "Niemand soll uns Lektionen in Zivilisation geben. Dieses Volk hat ein reines Gewissen. Aber deren Gewissen ist pechschwarz."
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte wies die Völkermord-Vorwürfe als "widerliche Geschichtsverfälschung" zurück. Das sei inakzeptabel und unerträglich, sagte Rutte im niederländischen Fernsehen. "Wir werden uns nicht auf dieses Niveau begeben."
Tatsächlich hatten bosnisch-serbische Truppen 1995 das Massaker an den Muslimen in Srebrenica verübt. Niederländische Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen hatten den Angreifern die Stadt zuvor allerdings kampflos überlassen. Bei dem Massaker handelte es sich um den schlimmsten Völkermord nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa. In den Niederlanden wird das Versagen ihrer Soldaten in Srebrenica bis heute als Trauma empfunden.
Außerdem rief Erdogan die Türken erneut dazu auf, beim Referendum über die Einführung des Präsidialsystems am 16. April mit Ja zu stimmen, da dies die beste Antwort für "die Feinde der Türkei" sei. Mit der umstrittenen Verfassungsreform will der türkische Präsident seine Machtfülle zementieren. Seit Wochen gibt es heftigen Streit um Wahlkampfauftritte türkischer Minister, die in Deutschland und anderen EU-Staaten bei türkischen Bürgern für das Ja werben wollen.
Quelle: ntv.de, mli/lsc/dpa/AFP