Korruption in Serbien Ermittler nehmen 79 Verdächtige fest
26.12.2015, 18:33 Uhr
Die Polizei hat in Serbien 79 Menschen festgenommen, denen Korruption vorgeworfen wird.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Sie sollen den Staat um mehr als hundert Millionen Euro geprellt haben. Nun haben serbische Ermittler 79 Personen wegen des Verdachts auf Korruption festgenommen. Unter den Festgenommenen ist auch ein bekannter Politiker.
Die serbische Polizei hat 79 Menschen wegen Korruptionsverdacht festgenommen. Unter den Festgenommenen sind ein ehemaliger Minister und die frühere Direktorin des Antikorruptionsrates, Zorana Markovic. Außerdem einer der bekanntesten Unternehmer des Landes sowie führende einstige Ministerialbeamte, einige Direktoren von Staatsbetrieben sowie Bürgermeister.
Bei dem festgenommenen Minister handelt es sich um den einstigen Handelsminister Slobodan Milosavljevic, erklärte der Innenminister bei einer Pressekonfernenz. Milosavljevic gehörte dem Kabinett des 2003 ermordeten Ministerpräsidenten Zoran Djindjic an und war auch Präsident der serbischen Handelskammer.
Die Verdächtigen hätten seit 2004 durch Korruption und Amtsmissbrauch mehr als hundert Millionen Euro erbeutet, teilte Innenminister Nebojsa Stefanovic mit. In rund 20 verschiedenen Fällen sei es um Geldwäsche, falsche Gutachten und kriminellen Handlungen bei öffentlichen Beschaffungen gegangen, sagte Stefanovic. Dabei sei wiederholt Bauland widerrechtlich verhökert worden.
Größte Polizeiaktion gegen Korruption
Nach Angaben von Stefanovic handelte es sich um die bislang größte Polizeiaktion gegen Korruption und Finanzkriminalität in Serbien. Die Ermittlungen hätten sich im Laufe des Jahres "intensiviert". Die Polizei fahndet außerdem noch nach fünf weiteren Verdächtigen. Die serbische Regierung nehme bei ihrem Kampf gegen die Korruption keine Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit oder die Funktion der Verdächtigen, erklärte der Innenminister.
Serbien gilt als eines der korruptesten Länder Europas. Es kämpft mit einer Altlast aus Korruption und organisierter Kriminalität, die noch aus den Jugoslawien-Kriegen der 1990er Jahre herrührt. In diesem Monat hatte das Land offiziell Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union begonnen. Serbien ist bereits seit März 2012 Beitrittskandidat.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa/rts/AFP